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Heizkraftwerk in Mönkeloh mit
einer Technik wie vor 15 Jahren

Politik hat Emissions-Grenzwerte offenbar viel zu niedrig angesiedelt


Zum geplanten Bau eines Industrieheizkraftwerks im Paderborner Gewerbegebiet Mönkeloh, in dem jährlich 115 000 Tonnen Müll zur Energieerzeugung verbrannt werden sollen, erreichten uns zahlreiche Leserbriefe:
Dass der Antragsteller aus wirtschaftlichen Gründen die kostengünstigste Plannungslösung anstrebt, ist aus seiner Position nachvollziehbar. Nach seiner Planung werden die vorgeschriebenen Grenzwerte für Emissionen soeben eingehalten. Hier muss sich die Politik den Vorwurf gefallen lassen, die Grenzwerte für Emissionen nicht dem heutigen Stand des technisch machbaren der Filtertechnik angepasst zu haben, aus welchen Gründen auch immer.
Im Genehmigungsantrag behält sich die Firma Stratmann vor. Müll aus der gesamten Bundesrepublik zu verbrennen. Aufgrund der Gesetzeslage gibt dieses dann auch für Müll aus der gesamten EU.
Aufgrund der Antragswerte zur geplanten MVA kann man davon ausgehen, dass es sich bei dem Müll nicht nur um Hausmüll, sondern in erheblichen Dimensionen um hochbelasteten Industriemüll handelt, den Kraftwerks- und Zementindustrie aufgrund seiner Zusammensetzung ablehnt. Die Öfen der Zementwerke würden durch Chlorverbindungen angegriffen und der Zement wäre hochgradig kontaminiert. Der Radius des Beurteilungsgebietes von 4,7 Kilometer um die Anlage errechnet sich theoretisch über die Höhe des 94 Meter hohen Kamins. Der Wind wird sich schon daran halten.
Kommunen wie Büren, Salzkotten, Schloss Neuhaus, Delbrück, Hövelhof Lichtenau und insbesondere wegen der Hauptwindrichtung betroffene, wie Bad Lippspringe, Altenbeken und die auf der anderen Seite der Egge liegenden können sicher sein, je nach Witterung an den Emissionen der Anlage zu partizipieren.
Bei bestimmungsgemäßem Betrieb der Anlage könnten 34,1 Kilogramm Quecksilber, 564,2 Kilogramm Schwermetalle, 56,8 Kilogramm Cadmium/Thallium, 11,3 Kilogramm Chlorwasserstoff und 11,3 Kilogramm Fluorwasserstoff im Jahr ermittiert werden. Für viele krebserregende Stoffe gibt gibt es gar keine Grenzwerte. Geschätzt können so im Jahr etwa drei bis 3,5 Kilogramm krebserregende Stoffe ermittieren. Für das Beurteilungsgebiet mit Radius von 4,7 Kilometer um den Schornstein wäre dies etwa 0,5 Kilogramm pro Hektar und Jahr.
Wer im Kreis Paderborn bauen oder eine Immobilie kaufen möchte, der sollte warten, denn die Werte für Grundstücke und Immobilien werden durch den Betrieb der MVA sinken. Besitzer von Regenwassersammelanlagen sollten sich Gedanken über die Qualität ihres Wassers machen.
Um die Anlage mit Müll und Betriebsstoffen zu versehen und hochtoxische Reststoffe zu entfernen, müssen täglich 50 bis 60 Lkw fahren. Diese Lkw können teilweise, um Autobahnmaut sparen, durch unsere Orte fahren. Zudem ist die Paderborner Straße in Borchen eine eingetragene Umleitung bei Störung auf der A 33.
Gesamt gesehen zahlen wir betroffenen Bürger die Zeche für eine Anlage, die unnötig ist, nur ganz wenigen nützt und mit einem Stand der Technik von vor 15 Jahren geplant ist. Zu den Betroffenen zählen auch der Einzelhandel, die Gastronomie, die Touristik, die Land- und Forstwirtschaft. Der Werbespruch »Das Gute aus der Region - Wir sind dabei« bekäme jedenfalls eine neue Wertigkeit.
GERALD KLOCKE
Zur Dicken Linde 44
Borchen

Artikel vom 30.01.2007