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Voller Emotionen
und zarter Kraft

Examenskonzert auf hohem Niveau


Herford (HK). Ein glanzvolles Examenskonzert boten drei Absolventen der Hochschule für Kirchenmusik in der noch weihnachtlich geschmückten Herforder Marienkirche mit Werken von Bach, Rameau und Haydn. Das Hochschulorchester war mit mehreren Angehörigen des Lehrkörpers der Hochschule prominent besetzt; und Hildebrand Haake, der die Ausbildung der drei Examinanden leitete, ließ es sich nicht nehmen, im Hochschulchor mitzusingen.
Manuel Stark leitete Bachs Kantate »Brich dem Hungrigen dein Brot«, ein Werk, das übrigens von höchster Aktualität ist. Es beginnt langsam, geradezu schwermütig. Schnellere Töne bis hin zu einer ausgewachsenen Fuge schlägt Bach an, wo es um das geht, was der Mensch tun kann. Ausdrucksvoll sang Hartmut Ernst das Bass-Rezitativ, Eike Tiedemann dagegen nahm ihre schöne Altstimme vielleicht ein wenig zu sehr ins Innerliche zurück, so dass sie hinter den Begleitinstrumenten verschwand. Etwas schwierig gestaltete sich gelegentlich die Koordination zwischen Cello, Orgelpositiv und Sänger.
Ganz anders, nämlich mit einem Sopransolo, begann Jean Philipp Rameaus Motette »Quam dilecta«, dirigiert von Christian Windhorst. Die zarte Einleitung, die Sabine Szameit zusammen mit dem Orchester zuwege brachte, zeigte wunderbar, wie hier die Gewichte vertauscht sind: Nicht mehr die Gemeinde steht im Mittelpunkt wie bei Bach, sondern die Einzelseele. Kräftig, ja monumental wusste der Chor sich allerdings gleichfalls einzubringen. Der Tenor Nils Giebelhausen sang dazu souverän seine Koloraturen, die später vom Chor aufgegriffen wurden.
Eine wieder ganz andere Musiksprache spricht Joseph Haydns »Nicolai-Messe«, die von Annette Arnsmeier dirigiert wurde. Sie wusste besonders die plötzlichen und kurzen dynamischen Wechsel effektiv zu gestalten. Ergreifend erklang im Credo die Stelle der vier Solisten, in der es um Menschwerdung und Leiden Christi geht. Heftige Bewegung im Orchester dagegen kennzeichnet den Schlussteil, der überhaupt ein hohes Tempo anschlägt. Sehr bewusst gestaltete die Dirigentin die lange Steigerung und das ebenso lange Verklingen des »Sanctus«.
Der begeisterte Beifall der zahlreich erschienen Zuhörer war ein schöner Lohn für die große Mühe, ebenso wie die vielen Blumen, die überreicht wurden. Gerd Büntzly

Artikel vom 30.01.2007