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Bewegung
beim Turntag
in Rahden

Sportwochenende bewährt sich

Von Stefanie Hillebrand
Rahden (WB). Die häufig beklagte »Bewegungsmuffelei« unter Kindern in Deutschland war hier nicht zu finden. Im Gegenteil - alle kleinen Teilnehmer im Kindergarten- und Grundschulalter, die dem Aufruf des Stadtsportverbandes Rahden (SSV) zum Spiele- und Sportwochenende in die Sporthalle des Gymnasiums gefolgt waren, ließen sich in ihrem Eifer, Ehrgeiz und Bewegungsdrang kaum bremsen.

»Augen reiben, gähnen, aufstehen, Fenster öffnen, tief frische Luft einatmen und kräftig recken und strecken...«, so macht sich der Frühsport-Max in seinem gleichnamigen Song munter. Ursula Reuter vom TuS Wehe animierte die kleinsten Sportler, es ihm gleichzutun, denn, so erfuhren sie, Aufwärmen ist beim Sporttreiben ganz wichtig. Aber danach ging es endlich los. Die Kinder stürmten in Windeseile die bereitgestellten Spielstationen.
Diese trugen den Bedürfnissen des spielenden Kindes Rechnung: Hüpfen, klettern, balancieren, schaukeln, krabbeln, robben und laufen. Diese ganz natürlichen Bewegungsabläufe wurden auf sehr kreative Weise angeregt. Die Helfer konnten ihrem Erfindungsreichtum bei den Aufbauten freien Lauf lassen, nur die Sicherheit hatte selbstverständlich höchste Priorität.
Für spannende Abenteuer war bestens gesorgt: »Floßfahren auf rauer See« mit dicken Matten auf Basketbällen, »Schwingen an Lianen« an Schaukeln und Ringen in luftiger Höhe, auf einem Schwebebalken »das rettende Ufer über einen reißenden Fluss erreichen«, durch Kästen und Netze wie »durch dichtes Gestrüpp robben«, »eine schwankende Hängebrücke« aus vielen Seilen überwinden. Mattenrutschen erinnerten an Rodeln oder an das Hinunterrollen von Sanddünen.
In dieser nass-kalten Jahreszeit sei das Spiel im Freien sehr eingeschränkt und somit ein idealer Zeitpunkt für einen derartigen Kinderturntag, erklärt die Breitensportbeauftragte Ilka Schmale. »Wir möchten mit diesem Angebot den Spaß an körperlicher Bewegung und sportlicher Betätigung schon bei den Kleinsten wecken«, begründet sie ihr Herantreten an Kindergärten und Grundschulen. Während der Samstag den Jüngsten bis sechs Jahre vorbehalten blieb, richteten sich die Angebote am Sonntag an die Grundschüler. »Mit simplen Aufbauten wie Matten, Kasten, Schwebebalken, Trampolin, Seitpferd und Tau erweitern wir für die Älteren den Bewegungsparcours. Damit möchten wir auch eine Lanze für das Boden- und Geräteturnen brechen, wie es die Kinder von heute gar nicht mehr richtig kennen«, erläutert Schmale.
Sport treiben in der Gemeinschaft soll für die Kinder und ihre Eltern zu einem Erlebnis werden, von dem auch die Sportvereine der Stadt Rahden zu profitieren hoffen. »Es wäre schön, wenn wir den einen oder anderen von unserer Kinder- und Jugendarbeit überzeugen und konkretes Interesse an einer Vereinsmitgliedschaft wecken könnten«, macht Schmale Werbung in eigener Sache. Gemeinsam mit zwölf Übungsleiterinnen der »Abteilung Turnen« aus den Sportvereinen TuS Wehe, TuS Eintracht Tonnenheide, SSV Pr. Ströhen, Union Varl und TuSpo Rahden organisierte sie bereits zum achten Mal dieses Spiel- und Sportangebot für die Zwei- bis Zehnjährigen.
»Unsere Aktion erfreut sich großer Beliebtheit und regen Zulaufs«, freut sich Sportwart Philipp Koehler. Etwa 150 Kinder waren in diesem Jahr mit ihren Eltern gekommen. Mit diesem positiven Interesse und dem gelungenen Verlauf der Veranstaltung zeigten sich die Organisatoren und der Vorsitzende des SSV Rahden, Hans-Joachim Straßburg, sehr zufrieden.
»Unsere Traditionsveranstaltung hat sich enorm bewährt. Wir hoffen mit noch anspruchsvolleren Angeboten die Aktion in Zukunft auf Jugendliche bis 15 Jahren ausdehnen zu können«, kündigt Straßburg an.
Eine große Hilfe bei der Durchführung, dem Aufbau und der Aufsicht waren 14 Jugendliche, die gerade ihre Gruppenhelferausbildung in Zusammenarbeit von SSV und KSB (Kreissportbund) absolvieren. Nach 35 Lehrgangsstunden bekommen sie die Lizenz, mit der sie unter Aufsicht selbstständig Gruppen betreuen dürfen. Für die Übungsleiter der Sportvereine ist ihr Einsatz unverzichtbar. Gleichzeitig bilden sie den Übungsleiternachwuchs.
»Dass Lehrgang und Spieltag parallel verlaufen, ist vom SSV gewollt. Die Motivation der neuen Gruppenhelfer ist eine viel höhere, wenn sie sich gleich praktisch ausprobieren können und miterleben, wie Aktionen wie diese vorbereitet werden«, erklärt Koehler. »Wie können Bewegungslandschaften aussehen, welche Materialien lassen sich einsetzen, wie werden sie sicher aufgebaut? Das waren Themen, mit denen wir uns heute morgen theoretisch auseinandergesetzt und anschließend hier praktisch umgesetzt haben«, ergänzt Simon Stegmann, der gemeinsam mit Aileen Kotzsch den Gruppenhelfer-Lehrgang leitet.
Wenn »Tarzan« oder »Ronja Räubertochter« weitere Abenteuer dieser Art erleben möchten, sollten sie nächstes Jahr wiederkommen oder die Angebote der Rahdener Sportvereine nutzen.

Artikel vom 30.01.2007