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Polonäse nach dem Island-Sieg

Bunt und laut: Die Fans feiern mit ihren Mannschaften eine WM-Party

Von Johnny Dähne und Stephan Arend
Halle (WB). Neben den vielen Ausnahmekönnern auf dem Spielfeld haben in den neun Haller WM-Tagen auch eine Menge Fans den Weg in die Lindenstadt gefunden. So herrscht schon weit vor dem eigentlichen Spielbeginn einiger rund um das Gerry Weber Stadion Betriebsamkeit.

»Wir müssen uns ja auch noch Karten besorgen«, erklärt beispielsweise Birkir Gudjonsson. Der 26-jährige Isländer, der mit einem Freund bisher zwischen Dortmund und Halle »seiner« Nationalmannschaft hinterhergereist ist, muss sich aber keine ernsthaften Sorgen machen. Mit mehr als 7 000 Zuschauern ist das Stadion nicht ausverkauft, dennoch ist die Stimmung prächtig. »Die Weltmeisterschaft hier gefällt mir wirklich gut«, strahlt der aus Akranes stammende Gudjonsson, der in seiner Heimat Basketball spielt. Wo er diese Nacht schlafe, wisse er noch nicht genau, aber Hotels solle es in der Umgebung ja genug geben.
In seine alte Heimat kehrt für einige Tage Siggi Sveinsson zurück, der in den 80er Jahren für Handball-Bundesligist TBV Lemgo auf Torjagd ging. Der isländische Ex-Nationalspieler und seine Frau Sigga sind beeindruckt vom Gerry Weber Stadion. »Erstaunlich, dass in einer so kleinen Stadt eine solche Arena entstanden ist«, schwärmt Sigga. Früher begleitete sie ihren Mann zum Beispiel zur B-WM nach Paris. Nun feuern sie zusammen mit den anderen Fans dieser handballverrückten Nation ihre Mannschaft an. Mit einer Polonäse feiern die Isländer den Erfolg über Slowenien, der den vorzeitigen Einzug ins Viertelfinale bedeutet. Und Sigga kommt ins Grübeln: »Eigentlich wollten wir nur bis Montag bleiben. Vielleicht ändern wir nun unsere Pläne. Island kann Weltmeister werden.«
Für Julian Sandkamp stellt sich die Frage nach dem Übernachtungsort (noch) nicht. Der 17-jährige lebt mit seinen Eltern - die Mutter stammt aus Brasilien, der Vater aus Deutschland - in Münster. Seit zehn Jahren wohnt der selbst aktive Handballer in Westfalen, kommt aber gebürtig aus der brasilianischen Weltmetropole Sao Paulo. »Hier in Halle war es echt super, wie die Zuschauer ihre Sympathien für Brasilien entdeckt haben«, war der mit einer Perücke in den brasilianischen Nationalfarben bestens ausgestattete Sandkamp schwer begeistert.
Einmal die »Marseillaise« singen und der »Equipe Tricolore« bei einer Weltmeisterschaft genau auf die Finger schauen - davon hat Vigneron Dorian aus Grenoble schon Wochen vor der Ankunft in Deutschland geträumt. Gemeinsam mit seinen Eltern machte der 14-jährige zwei Tage Station in Halle und übernachtete in einem Wertheraner Hotel. »Ich spiele auch selber Handball bei R. C. Domene. Ich bin Torhüter«, sprudelt es aus Vigneron heraus. Die Atmosphäre hier in Deutschland und in Halle sei sehr freundlich und in den Hallen sehr laut. Die Finalpaarung steht für ihn auch schon fest: »Frankreich besiegt Deutschland.

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Artikel vom 29.01.2007