29.01.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Junges Ensemble
in »Zauberflöte«

Klangschöne Stimmen aus Prag


Von Andrea Pistorius
Paderborn (WV). Es liegt in jeder »Zauberflöten«-Aufführung dieselbe Spannung, wenn die schrecklich-schöne Königin der Nacht die Szene betritt: Das Publikum wartet gebannt auf die Koloraturen ihrer Arien - und wurde am Freitag von Jana Kacirkova nicht enttäuscht. Die Sopranistin der »Prager Kammeroper« ließ die komplizierten Tonkaskaden mit scheinbarer Leichtigkeit aus ihrer Kehle perlen.
Und nicht nur sie, die Stimmband-Akrobatin dieser Aufführung, erfreute das Publikum in der überaus gut besuchten Paderhalle, sondern insgesamt bereitete die Inszenierung des Musikalischen Opernleiters und Dirigenten Petr Chromczak sehr viel Vergnügen. Die Prager Mozartfreunde hatten sich für eine traditionelle Einstudierung des Märchenstoffs entschieden und das dazu gehörende Personal aus eindeutig erkennbaren Vertretern der guten und bösen Mächte entsprechend ausstaffiert. Lediglich das Bühnenbild blieb schlicht, ein Wechsel des Schauplatzes wurde allein durch den Austausch weniger Requisiten angedeutet.
Die Konzentration der Prager »Zauberflöte« lag auf der wunderbaren Musik von Mozart und den klangschönen Stimmen der überwiegend sehr jungen Solisten. Neben der Königin der Nacht mit ihrem außerordentlich kraftvollen Sopran gefielen Pamina (Monika Brychtova) mit ihrer warmen, sympathischen Stimme und das Damen-Trio mit lupenreinem Satzgesang. Unter den männlichen Darstellern trat auf Grund seiner Kasper-Rolle natürlich Papageno (Tomas Bartunek) hervor, der nicht nur schauspielerisch, sondern insbesondere auch stimmlich mit profundem Bariton erfreute. Sein prinzlicher Gegenpart Tamino (Milan Vlcek) wirkte anfangs noch blass, fand sich aber nach der noch glanzlosen »Bildnis«-Arie in seine Tenor-Rolle überzeugend ein. Auch Petr Poldauf wird noch an seiner Gesangstechnik arbeiten müssen, dem abgrundtiefen Bass des Sarastro mangelte es nicht an Exaktheit, aber an Kraft und Volumen.
Den musikalischen Rahmen für das märchenhafte Bühnengeschehen lieferte die »Prager Kammeroper« mit mitreißendem Schwung und großer Musizierfreude. Das gut 30-köpfige Ensemble war überraschend stark mit Bläsern besetzt, was gelegentlich die Ausgewogenheit des Gesamtklangs trübte oder in Piano-Passagen die Gesangsstimmen überdeckte. Dirigent Chromczak hatte auch einen aus 14 Personen bestehenden Chor mitgebracht, der trotz seiner kleinen Kopfzahl eine erstaunliche Klangfülle erreichte.
Wieder einmal haben die Programm-Verantwortlichen der Paderhalle mit der Verpflichtung eines Prager Ensembles einen guten Griff getan. Ob Kammeroper oder Philharmonie: die Künstler aus Tschechien sind immer einen Konzert- oder Opernbesuch wert.

Artikel vom 29.01.2007