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»Chef« will auf dem Jahnplatz feiern

Handball-Kreisvorsitzender Boerscheper erlebt WM wie ein normaler Fan


Bielefeld (WB/jm). »Sind wir etwa im Live-Ticker?«, frozzelte Zweitligakeeper Johnny Dähne. Nein, natürlich nicht. So wichtig war das Handball-Freundschaftsspiel zwischen der TSG Altenhagen-Heepen und dem TuS Spenge (24:36, Bericht auf einer der hinteren Seiten) dann doch nicht. Thomas Boerscheper nahm das Kräftemessen in der Seidensticker Halle vielmehr zum Anlass, in der langen Bundesliga-Spielpause »ein bisschen zu üben.« Der Vorsitzende des Handballkreises Bielefeld-Herford saß konzentriert vor seinem Notebook und ließ flott die Maus kreisen, um die Entscheidungen von TSG-Schiedsrichter Eddy Heiderstädt ohne Verzögerung einzuklicken.
Seit zwei Jahren ist Thomas Boerscheper als Sekretär im Bundesliga-Kampfgericht im Einsatz, zusammen mit seinem Partner Frank Reimann (Zeitnehmer), dem Spielwart von TuRa 06. Vornehmlich in der 2. Liga in Spenge und in Augustdorf. Seit dieser Saison gibt es als gravierende Neuerung den Online-Spielbericht. Für Boerscheper ist dieser offizielle elek-tronische Spielbericht »ein Schritt in die richtige Richtung. Die HBL wird immer professioneller.«
Grundlage für den elektronischen Spielbericht ist das Programm SIS-Handball. Über dieses füllt Sekretär Boerscheper den Spielbericht online aus. »Die Vereine sind verpflichtet, am Tisch einen Laptop, Drucker und eine Internetverbindung bereit zu halten,« erzählt der Kreisvorsitzende.
Gerade bei Auswärtsspielen ein echter Service für die Daheimgebliebenen. Dadurch, dass der Spielbericht im »Netz« durchgeführt wird, kann dieser auch als ausführlicher Liveticker für die Vereine genutzt werden. Neben der Torfolge wird jede Zeitstrafe, jeder Siebenmeter festgehalten.
Die Aufgabe am Kampfgerichtstisch empfindet Thomas Boerscheper als »sehr reizvoll. So lerne ich eben auf diese Weise die Bundesliga kennen. Das schaffe ich als Spieler oder Schiedsrichter nicht mehr.« Immer aufmerksam zu sein und »unter Strom« zu stehen, sei indes »heftig. Die Schiedsrichter-Beobachter nehmen auch das Kampfericht unter die Lupe«. Alle zwei Jahre werde die Regelkunde geprüft. »Fällst du da durch, bist du weg vom Fenster.«
Bei der auch vor der Haustür laufenden Handball-Weltmeisterschaft ist Thomas Boerscheper nicht in offizieller Funktion im »Dienst«; er erlebt das Spektakel wie ein normaler »Fan« mit. »Ich habe das Public Viewing in Halle und im MArta in Herford genossen.« Lediglich im Vorfeld der WM war Boerscheper »als Multiplikator« zu einzelnen Pressekonferenzen oder Meetings mit eingeladen worden. »Ich denke, Ostwestfalen präsentiert sich der Handballwelt als wirklich guter Gastgeber. Bielefeld liegt genau zwischen Lemgo und Halle, das ist doch ideal. Es wäre klasse, wenn die Begeisterung für diese schöne Sportart auch im Oberzentrum noch lange anhalten würde.«
Boerscheper erhofft sich, ähnlich wie die Kollegen Fußballer nach deren Gewinn des dritten WM-Platzes, einen Aufschwung in Sachen Mitgliederschaft; gerade, was den Nachwuchsbereich angehe. »Ich überlege, ob ich die Vereinsverantwortlichen anschreibe und sie dazu motiviere, mal über ein Quartal Statistik zu führen über ihre Mitgliederentwicklung. Vielleicht lassen sich so Rückschlüsse ziehen, ob es in unserer Region nach der WM eine Art Handball-Boom gibt oder eben nicht.«
Bei der internen Familien-Tipprunde entpuppt sich Bielefelds oberster Handballer übrigens als ausgewiesener Experte. »Ich habe bislang mit den Spielen unserer deutschen Mannschaft richtig gelegen; samt der Niederlage gegen Polen. Bogdan Wentas Crew ist für mich der Geheimfavorit.«
Übrigens: Sollte am Ende der Weltmeisterschaft Schwarz-Rot-Gold jubilieren, möchte Thomas Boerscheper einen Auto-Konvoi durch Bielefeld initiieren. »Bei einem Weltmeister Deutschland hoffe ich, dass alle Handballer zum Jahnplatz kommen. Ich begrüße dann jeden mit Handschlag. Und dann wird richtig gefeiert.«

Artikel vom 29.01.2007