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»Opfern eine würdige
Erinnerung bewahren«

Ausstellung in der Gedenkstätte »Zellentrakt« eröffnet

Herford (pjs). »Die Erinnerung macht wachsam - und wachsam müssen wir bleiben«: Das betonte stellvertretender Landrat Hartmut Golücke in der Gedenkveranstaltung zum Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am Samstag in der Kleinen Markthalle.
In seinem Grußwort, das er für die erkrankte Landrätin Lieselore Curländer vortrug, verwies Golücke darauf, dass die UN-Generalversammlung eine Resolution gegen das Leugnen des Holocaust verabschiedet habe. Seit zehn Jahren kümmere sich das Kuratorium »Erinnern, Forschen, Gedenken« darum, der Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zu gedenken: »Nicht abstrakt und losgelöst, sondern konkret am Ort, im Kreis Herford.« Es bemühe sich kontinuierlich und erfolgreich, die Kenntnisse über diese Zeit zu vermehren und eine angemesserne Form des Erinnerns zu entwickeln. Zeugnis dieser Entwicklung sei die Ausstellung »Lebendige Erinnerung oder tote Vergangenheit«, die in der Gedenkstätte Zellentrakt im Rathaus eröffnet wurde.
Die Gedenkstätte mache schon mit ihrer Existenz deutlich, »dass sich Kreis und Stadt Herford mit ihrer Vergangenheit ehrlich und aufrichtig befassen, sich ihr stellen und nach Kräften mithelfen, Wunden zu heilen, wo es noch möglich ist«, betonte Golücke. Mit Blick auf die Holocaust-Leugner vom »Collegium Humanum« in Vlotho, Neonazis, die in einer Innenstadt aufmarschieren wollten oder fremdenfeindlichen Attacken gegen Mitbürger anderer Hautfarbe betonte der stellvertretende Landrat: »Wir dürfen diesen Leuten keinen Raum in der Öffentlichkeit bieten, wenn wir den Opfern des Nationalsozialismus eine würdige Erinnerung bewahren wollen - das sind wir ihnen schuldig.« Mit dem Kuratorium »Erinnern, Forschen, Gedenken« sei in Herford ein »sehr beständiger Träger« der Auseinandersetzung mit den schlimmsten Jahren der deutschen Geschichte und ihren Folgen aktiv, würdigte Bürgermeister Bruno Wollbrink das Engagement der Mitglieder.
»In Auschwitz wurde mehr zerstört, als je wieder aufgebaut werden kann«, sagte Kuratoriums-Vorsitzende Jutta Heckmanns. Mit der Gedenkveranstaltung und der Ausstellung wolle man deutlich machen, wie in Ostwestfalen mit der Geschichte des Nationalsozialismus und seiner Folgen umgegangen wurde und heute noch wird. Neue Inhalte und Formen des Erinnerns seien hinzugekommen. In Herford sollen in diesem Jahr die Platten der Stolperstein-Aktion verlegt werden. Die jüdische Gemeinde plant den Bau der Synagoge an der Komturstraße.
»Mahnmale und Erinnerungsprozesse als Teil einer regionalen Erinnerungskultur« standen im Mittelpunkt des Vortrags, den Dr. Rotraud Ries zum Abschluss in der Kleinen Markthalle hielt.

Artikel vom 29.01.2007