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Die lange Nacht der Blauen Funken

Fünf Stunden Karneval mit »Ramba Samba« und Landeiern als Stimmungskanonen

Rheda-Wiedenbrück (marf). In der Aufwärmphase einer langen Nacht der Blauen Funken mussten sich die Karnevalisten selbst erst einmal ein wenig orientieren: »Wir begrüßen Sie hier im festlich geschmückten Reethus!« Nein, Moment: . . . im festlich geschmückten Saal des A2-Forums sollte das heißen.

Erstmals feierte der Rhedaer Karnevalsverein »weit draußen vor den Toren Rheda-Wiedenbrücks«, wie es der Eulenspiegel, Büttenredner Willi Baumhus, wenig später ausdrückte. Pünktlich um 19.11 Uhr marschierten die Blauen Funken auf, um ihren Gästen eine mehr als fünfstündige Bühnenshow bis zum Finale um halb eins in der Nacht zu bieten.
Abordnungen von zahlreichen Gastvereinen erwiesen dem Prinzenpaar Dennis I. Petermeier und Alexandra I. Richters die Ehre, darunter die befreundeten Narrenkappenträger der KG Helü und der Grünen Funken sowie die Roten Funken aus Harsewinkel. Und auch die Vennemuskes aus der niederländischen Partnerstadt Oldenzaal begrüßte CVR-Vorsitzender Raimund Kemper in einer wahrhaft internationalen Mischung aus holländisch und englisch. Der Oldenzaaler Karnevalspräsident honorierte Kempers Anstrengungen sogleich in freundschaftlicher Rivalität: »Mein Deutsch ist nicht so schlecht als Dein Niederländisch!«
Einiges hatten sich die Blauen Funken an diesem Abend vorgenommen; das Programm umfasste nicht weniger als 21 Veranstaltungspunkte. Klaus und Lore Frieske legten mit Stimmungsmusik los, die CVR-Damengarde war mit drei Garde- und Showtanzeinlagen gefordert und der Nachwuchs für die Auftritte der kommenden Jahre war schon einmal beim Tanz der Kindergarde zu sehen. Selbst die Rolle des Funkenmariechens ist beim CVR gleich doppelt besetzt: Jannin Morice und Carmen Haase wurden als Tanzsolistinnen vom Publikum gefeiert. Überhaupt kann sich der Verein auf die jungen Aktiven verlassen: etwa auf Christina Budde, die im Alleingang mit einer Reihe Schlager Musik in die Runde brachte. Oder auf die »Drummers«, die mit einer originellen, aktionsgeladenen Choreografie aufwarteten. Und natürlich auf die großartige Einheize von »Ramba Samba«, die das Publikum binnen Minuten mit Pauken, Trommeln und Trompeten auf Party-Betriebstemperatur hochkochten. Motto: Alles was Beine hat Marsch zur Polonaise. Nur die Tische und Stühle durften bleiben, wo sie waren. Durften sich so einige Aktive im Laufe des Abends mit dem Herrentitel »Karnevals-Urgestein« angesprochen fühlen, so traf dies doch am besten auf Klärchen Flaskamp zu, die zwar von Raimund Kemper gar lyrisch als »unvergängliches Blümchen von der Lippstädter Straße« vorgestellt wurde, in der Bütt aber ganz und gar unverblümt zur Sache ging. Thema ihres Vortrags: »Mein Gatt« (ausgesprochen »Chatt«, Hochdeutsch: Hintern). Und das war zu dick: »Wir kauften 'ne Ente und fuhren nach Haus, doch was stand da zur Seite heraus? Mein Gatt! Und die Reifen waren nach 500 Metern platt!« Viele Gastkünstler brachten zusätzliche Abwechslung ins Funken-Programm: Die »Dick Madam« vom Heidenheimer Karnevalsverein brachte »Meenzer« Mundart in die »Bitt«, die Ramazottis aus Steinhagen zogen nahezu blank und ließen ihre Glocken von Rom klingen. Der »Jupp« aus Oer-Erkenschwick hatte zwar reichlich Pech mit der Technik - sein Auftritt sprengte die Boxen -, er ließ sich aber auch durch langwieriges infernalisches Rauschen und Fiepen nicht weiter aus dem Konzept bringen. Erst als der Ton vollends versagte, unterbrach er seine Schlagerparade, um sich mal bei der Technik zu erkundigen: »Na, watt habter gemacht?«
Aus Harsewinkel kam der Show-Import im Doppelpack: Die Funkenboys schmissen sich für ihr Männerballett in den schrillsten Fummel und die Landeier hatten auch in Rheda ein Heimspiel: Die »schönsten Männer von Ostwestfalen-Lippe« (Eigenwerbung) lieferten, neben dem Ramba-Samba-Spektakel, den Stimmungs-Höhepunkt des Abends und waren erst zufrieden, als die Fans auf den Stühlen standen.

Artikel vom 29.01.2007