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Ende einer Ära in der SPD Rheda

Jochen Sänger gibt nach 30 Jahren Parteivorsitz an Matthias Meerfeld ab


Rheda-Wiedenbrück (de). Als der 60-jährige Jochen Sänger - wie angekündigt - während der Mitgliederversammlung des SPD-Ortsvereins Rheda seinen Rücktritt vom Vorsitz bekannt gab und Matthias Meerfeld (39) an die Spitze gewählt wurde, da klang Beifall auf. Er galt dem scheidenden Vorsitzenden für drei Jahrzehnte intensiven Einsatz und seinem Nachfolger für seine Bereitschaft, die Führung der Sozialdemokratie in der Fürstenstadt im 135. Jahr ihres Bestehens zu übernehmen.
Nach dem Dankesagen und den Glückwünschen für die Zukunft kamen auch Augenblicke der Stille auf. Wohl jedem am Versammlungsort im AWO-Heim wurde bewusst, dass eine Ära zu Ende gegangen war, ein Mann gegangen war, der einen großen Schatten wirft. Mit Jochen Sänger als Initiator an der Spitze hatte sich der SPD-Ortsverein Rheda um mehr als Kommunalpolitik, Demokratieförderung, soziale Gerechtigkeit und Toleranz gekümmert und sich auch für die Heimat, Bewahrung der Landschaft, Schutz von Natur und Umwelt und die Aufarbeitung der Historie durch die Veröffentlichung des von Sänger verfassten Werkes »Geschichte der Arbeiterbewegung in Rheda und Wiedenbrück« eingesetzt. Sänger trat darüber hinaus für den Erhalt der Eisenbahn als öffentliches Verkehrsmittel ein, zum Beispiel für die Strecke nach Münster.
1968 wurde Jochen Sänger Jungsozialist. 1973 war er Mitbegründer der Gemeinschaft für Natur und Umwelt, wurde Mitstreiter an der Seite von Fürstin Sissi gegen den kanalmäßigen Ausbau der Ems. Er kämpfte früh mit für den Erhalt des Evangelischen Krankenhauses und die Öffnung des Schlossparks, der nach dem Krieg lange nicht als Naherholungsstätte zur Verfügung stand. Auch wenn er nicht alle Ziele erreichte und ihm in der großen Politik von Bund und Land nicht alles passt und er vieles kritisch sieht, will er seiner Partei die Treue halten: »Abseits stehen bringt die Gesellschaft nicht weiter. Wenn es der Ortsverein wünscht, stehe ich ihm mit Rat und Tat zur Seite. Ich mische mich aber in die Vorstandsarbeit nicht ein.«
Langeweile hat Jochen Sänger auch ohne Parteiamt nicht. Er forscht in seiner Freizeit weiter in der heimischen Geschichte, nimmt am Leben des Heimatvereins teil, hält sich in der Natur auf. Den Weg nach und von der Arbeitsstätte im Kreishaus Gütersloh legt der Beamte winters wie sommers mit dem Fahrrad zurück. Er züchtet Orchideen, sammelt alte Bilder von Rheda und fotografiert gern. Am Infostand der SPD auf dem Wochenmarkt in Rheda will er wie bisher Ansprechpartner für die Bürgerschaft sein.

Artikel vom 29.01.2007