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»WM-Begeisterung in die Klubs transportieren«

Heimische Handball-Vertreter erhoffen sich von der Weltmeisterschaft weitere Impulse


Gütersloh (cas). Die Weltmeisterschaft hat hierzulande Handball-Euphorie pur ausgelöst - werden aber auch die heimischen Vereine davon profitieren? Dieser Frage ging am Sonntagmorgen im Ausstellungsraum des Autohauses Markötter eine illustre Diskussionsrunde nach. Prominentester Teilnehmer: TuS N-Lübbeckes Trainer Jens Pfänder. Schade nur, dass sich lediglich ein Dutzend Zuhörer eingefunden hatte.
»Die WM 2007 bleibt auf jeden Fall in sehr positiver Erinnerung. Jetzt müssen die Klubs diese Begeisterung transportierten, indem sie auch junge Leute hinterm Ofen hervorlocken, die sich bislang für unseren Sport nicht oder kaum interessiert haben«, meint der GT-Kreisvorsitzende Fritz Prill.
Zumindest beim TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck gibt es keine Nachwuchsprobleme. »Wir haben mit 22 Jugendmannschaften einen riesigen Zulauf - auch weil wir mit den Schulen zusammenarbeiten«, berichtet TuS-Chef Dr. Ulf-Peter Schröder. Diesbezüglich steht der TV Verl dem Bielefelder Nachbarn nicht nach, doch dafür plagen Andreas Guntermann andere Sorgen . »Wir haben nicht genügend Hallenkapazitäten. Außerdem ist es nicht einfach, geeignete Übungsleiter zu finden«, gibt der Abteilungsboss zu bedenken.
Auch der gestern anwesende ehemalige Bundesliga-Akteur Peter Gerfen sieht die WM als eine große Chance, nimmt Vereine und Trainer in die Pflicht: »Sie müssen die Flamme hochhalten, sonst verpufft sie schnell wieder.« Mehr Begeisterung für diesen Sport würde sich Fritz Prill auch von der Schulbehörden wünschen. »Grundsätzlich ist Handball kein Schulsport«, bedauert der Rietberger, um aber auch gleichzeitig einzuräumen, dass die meisten Kinder für das athletische Spiel mit dem kleinen Ball körperlich gar nicht prädestiniert seien.
Einig war die Diskussionrunde, dass sich der Handball allein schon aufgrund der unterschiedlichen Mitgliederzahlen (850 000 im DHB) mit dem Fußball (6,5 Millionen im DFB) nicht messen könne und seine eigenen Strukturen schaffen müsse, wozu auch ein modernes Marketing gehöre. »Selbst im unteren Bereich kann ein Verein nicht mehr aus der Zigarrenkiste geführt werden«, weiß Ulf-Peter Schröder.
»Auch der Amateursport braucht professionelle Strukturen«, ergänzt Fritz Prill, dessen Gremium rund ein Viertel des Gesamtetats für die Ausbildung der Jugend abzweigt. »Wir können nur die Basis schaffen, für die Leistungsspitze sind die Klubs zuständig«, verdeutlicht Prill.

Artikel vom 29.01.2007