27.01.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Studentinnen fördern und fordern

Pilotprojekt an der Realschule Nord mit der Unversität Bielefeld


Von Rainer Grotjohann
und Gerhard Gläsker (Foto)
Bünde (BZ). Julia Maria Kuse und Karin Lena Kater knien sich voll in ihre Aufgabe. Die Studentinnen der Universität Bielefeld unterrichten Kinder der Klassen 5d und 5b an der Realschule Nord. Förderunterricht Deutsch steht freitags auf dem Stundenplan; nicht nur für vier Wochen, wie es der Studienplan der beiden vorsieht, sondern freiwillig über ein volles Schuljahr.
Hintergrund: Schulleiterin Gisela Wibbing hat in Zusammenarbeit mit der Universität Bielefeld ein Pilotprojekt ins Leben gerufen. Und erfüllt damit einen Auftrag, den das neue Schulgesetz NRW erteilt hat: individuelle Förderung, im Sinne von Fördern und Fordern, von Schülern. Die soll »ganz nahe an neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen orientiert werden«, betont sie. Da die Kapazitäten des Kollegiums an Grenzen stoßen, wollte Wibbing »andere Ressourcen aktivieren«. Das heißt: Einbinden von Lehramtsstudenten. Mit dieser Idee fand sie an der Universität Bielefeld offene Ohren. Für den in NRW bislang einzigen Versuch dieser Art wurde die Praktikumsphase der beiden Studentinnen von vier Wochen auf ein halbes Schuljahr ausgedehnt. Und die sind so begeistert, dass sie freiwillig noch ein halbes Jahr dranhängen werden.
Anhand des Tests »Hamburger Schreibprobe« stellten die Germanistik-Studentinnen Julia Maria Kuse (Zweitfach Sozialwissenschaften) und Karin Lena Kater (Zweitfach Anglistik) für jedes Kind der beiden Klassen ein Profil der Stärken und Schwächen im Fach Deutsch her. Daran orieniert wurde der Förderunterricht, gearbeitet wird in kleinen Gruppen. Beiden Klassen werden freitags geteilt, beide Studentinnen arbeiten zusammen in einem Unterrichtsraum. Und können jetzt erste Früchte ihres Engagements ernten. »Die Kinder sind selbstbewusster geworden, trauen sich mehr zu«. Das Leistungsvermögen sei sehr unterschiedlich, auch je nachdem, welche Grundschule besucht worden sei, haben beide beobachtet. Erstaunlich sei, welche Fortschritte innerhalb weniger Monate zu beobachten seien.
Schulleiterin Gisela Wibbing sieht positive Auswirkungen, nicht nur für ihre Schüler. »Für die Lehramtsstudentinnen ist das eine wertvolle Erfahrung, sie haben Gelegenheit, sich bereits vor dem Refrendariat in der Praxis zu bewähren und im Umgang mit Kindern Erfahrungen zu sammeln.«

Artikel vom 27.01.2007