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Aus Briefen an die Redaktion


»Divenhaft abgefertigt«

Mit der Kritik der »Rats-Opposition« an Bürgermeisterin Marion Weike beschäftigt sich auch Martin Wiehage. Der ehemalige UWG-Ratsherr schreibt:

Die Bürger der Stadt Werther zahlen als» Arbeitgeber« der Bürgermeisterin ein gutes Gehalt und erwarten im Gegenzug, dass diese ihre Arbeitskraft zum Wohle der Stadt einbringt und Garant ist für eine gute Zusammenarbeit mit dem Rat sowie für eine zügige und effiziente Arbeitserledignug im Rathaus. In dieser Konstellation sind die Fraktionsvorsitzenden des Rates die Repräsentaten des »Arbeitgebers« gegenüber dem Stadtoberhaupt - so will es die Demokratie.
In der letzten Zeit nun war immer wieder eine mehr oder weniger deutlich formulierte Kritik dreier Fraktionsvorsitzenden über zögerliche Aufgabenerledigung, Nichtbeachtung von Ratsbeschlüssen sowie eine unbefriedigende Zusammenarbeit mit der Bürgermeisterin zu hören. Mitte des Monats nun »lief das Fass über« und man trat gemeinsam an die Öffentlichkeit und berichtete dem »Arbeitgeber«.
Besonders bemerkenswert an diesem Vorgang ist der Umstand, dass drei Fraktionsvorsitzende mit unterschiedlichem Alter, unterschiedlichsten Berufen und aus unterschiedlichsten politischen Gruppierungen stammend in der Beurteilung der Aufgabenerledigung durch die Bürgermeisterin sowie der Zusammenarbeit mit der Bürgermeisterin zu einem völlig übereinstimmenden Ergebnis kommen.
Besonders erschreckend an diesem Vorgang ist allerdings auch die Reaktion und die Art der öffentlichen Erwiderung der Bürgermeisterin. Statt zunächst das gemeinsame Gespräch zu suchen oder in der nächsten Ratssitzung in aller Ruhe und Sachlichkeit auf die Sache einzugehen, werden die »Majestätsbeleidiger« umgehend divenhaft abgefertigt. Für die nicht in der Sache stehenden Bürger mag Frau Weike überzeugend wirken, für Insider jedoch bestätigt die Form der Erwiderung und die Methode der angewandten Argumentation auf geradezu peinliche Weise die Richtigkeit der von den Fraktionsvorsitzenden vorgebrachten Kritik.
Ausgesuchte halbe Informationen sind gezielte Desinformationen und keine Basis für eine verläßliche und vertrauensvolle Kooperation; halbe Wahrheiten sind ganze Lügen (Johannes Rau) und nicht die Grundlage für eine aufrichtige und ehrliche Zusammenarbeit; mangelhafte Aufgabenerledigung oder Fehler werden bestritten oder schöngeredet.
Es ist schon erstaunlich, welche Begabungen manche Leute entwickeln können, wenn es gilt, durch Verkürzung und Verfälschung den Anschein der Korrektheit zu erwecken und gleichzeitig andere in Arugumentationsschwierigkeiten zu bringen.
Um mit August Bebel zu sprechen, ist es in Werther wohl eine wahrhaftige revolutionäre und somit eine ungehörige Tat, zu sagen, was ist.- Wenn man den Dialog als ein Prinzip der Politik ansehen will, ist es in Werther zur Zeit wohl schwierig, Politik zu machen.

MARTIN WIEHAGE
Buchenweg 28
33824 WERTHER

Artikel vom 27.01.2007