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Weniger Stress
im Schulalltag

Gesamtschule will 60-Minuten-Takt

Werther/Borgholzhausen (dh). In der Peter-August-Böckstiegel-Gesamtschule Werther/Borgholzhausen klingelt die Glocke vom kommenden Schuljahr an erst nach 60 statt bisher 45 Minuten. Die Schulkonferenz hat am Donnerstagabend mit großer Mehrheit den so genannten »60-Minuten-Takt« beschlossen.

Laut Schulleiter Werner Lakeberg sprechen mehrere Argumente für die Verlängerung einer Unterrichtsstunde: »Der andere Takt bringt mehr Ruhe in den Tag«, ist er überzeugt. Es gebe weniger Pausen und damit weniger Unterbrechungen, die Anwesenheit der Schüler würde sich stärker auf den Klassenraum konzentrieren.
Außerdem hätten Schüler und Lehrer mehr Zeit, im Unterricht die Dinge zu tun, die mehr Zeit beanspruchten als 45 Minuten. »Die Erfahrung vieler Kollegen zeigt: Vor allem bei Gruppenarbeit, Präsentationen oder beim Experimentieren reicht eine herkömmliche Schulstunde nicht aus«, erklärt Werner Lakeberg. Vor allem die Nachbesprechung komme oft zu kurz. »Wir hoffen, dass wir solche Unterrichtsmethoden in Zukunft häufiger einsetzen können«, sagt der Schulleiter. So könnten Schüler stressfreier und nachhaltiger lernen.
Diskutiert wird der 60-Minuten-Takt an der Gesamtschule bereits seit zwei Jahren. Die Gesundheit der Lehrer werde durch Stress am Arbeitsplatz zunehmend beeinträchtigt. »Außerdem haben wir gemerkt, dass sich das, was wir in intensiven Methodentrainings lernen, im 45-Minuten-Unterricht oft gar nicht umsetzen lässt«, so Werner Lakeberg.
An der Janusz-Korczak-Gesamtschule in Gütersloh und an der Bielefelder Gesamtschule Rosenhöhe gehört das Klingeln nach 45 Minuten bereits zum Alltag. Bei einem Informationsnachmittag im November hätten die Einrichtungen an der PAB-Gesamtschule von ihren positiven Erfahrungen berichtet, sagt Lakeberg.
Wer derzeit acht oder neun Schulstunden pro Tag »büffelt«, trägt vom Schuljahr 2007/08 an wahrscheinlich nur noch sechs Fächer in seinen Stundenplan ein. So einfach lässt sich der 60-Minuten-Takt natürlich nicht umsetzen. »Wir gehen jetzt in die Feinarbeit, müssen die Details beispielsweise mit dem Schulträger und auch den Busunternehmen abstimmen«, erklärte der Schulleiter im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT.
Und auch die Bezirksregierung Detmold hat beim neuen Konzept ein Wörtchen mitzureden. Den Antrag hat die Gesamtschule gestern auf den Weg gebracht. »Grundsätzlich befürwortet die Bezirksregierung den 60-Minuten-Takt«, weiß Werner Lakeberg. Doch sie achte natürlich genau darauf, dass beim neuen Konzept keine wertvolle Unterrichtsminute verloren geht - vor allem nicht in der Oberstufe. In etwa einem Monat rechnet Werner Lakeberg mit einem Bescheid.

Artikel vom 27.01.2007