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Große Trauer um
Friedhelm Bertling

Der »Vater« der Kinderdörfer

Kreis Paderborn (WV). Der Verband Westfälischer Kinderdörfer Paderborn trauert um seinen langjährigen Präsidenten und Ehrenpräsideten Friedhelm Bertling. Der gebürtige Paderborner verstarb jetzt im Alter von 66 Jahren in Ghana.
Der Drang zu humanitärer Hilfe und das Zusammentreffen mit Hermann Gmeiner, dem Gründer der SOS Kinderdörfer, führte bei Bertling dazu, dass er sich nach Ausbildung und Beruf ganz für in Not geratene Kinder einsetzte. Von 1959 bis 1960 leitete er das zweite in Deutschland eröffnete SOS Kinderdorf, hatte aber eine andere Vision über Kinderdörfer als Hermann Gmeiner: »Kinder brauchen nicht nur eine große Gemeinschaft und eine Ersatzmutter, sondern eine komplette Familie!«
Damit waren für den Paderborner Leitidee und Modell der »Westfälischen Kinderdörfer« gegeben. Er gründete 1961 den Verband »Westfälisches Kinderdorf e. V.« zusammen mit elf Gleichgesinnten und schaffte in den folgenden fünf Jahren die Finanzierung für ein Kinderdorf im Lippischen Barntrup. 1979 wurde ein weiteres Westfälisches Kinderdorf in Dissen bei Osnabrück gegründet. Noch während die deutschen Projekte weiter wuchsen, fand das Familienkonzept Westfälischer Kinderdörfer im westafrikanischen Ghana und im südindischen Bundesstaat Kerala starken Anklang. 1977 wird der »Internationale Verband Westfälischer Kinderdörfer« (IVWK) gegründet.
Anders als in Deutschland, wo die Kinderdorfprojekte sich gut entwickeln und sich auch staatlicher Unterstützung erfreuen, gehen die internationalen Projekte aufgrund unvorstellbarer Armut in den betroffenen Ländern und vollkommen fehlender staatlicher Unterstützung nur sehr langsam voran.
Ab 1984 kümmert sich Friedhelm Bertling als Präsident und Geschäftsführer des IVWK ausschließlich um den Aufbau der Internationalen Kinderdörfer. Von da an geht es bergauf: Im Mai 1985 ist Baubeginn für das Internationale Westfälische Kinderdorf im ghanaischen Oyoko, wenig später entsteht parallel ein Kinderdorf in Val a yanchirangara in Indien. 1990 erfolgt die offizielle Grundsteinlegung eines Gemeinschaftshauses und des ersten Familienhauses in Peru.
Bis 1996 war Bertling als Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer des Internationalen Verbandes Westfälischer Kinderdörfer tätig, seit 1996 als Rentner weiterhin als Ehrenpräsident.
Für seine verdienstvolle Arbeit wurde ihm bereits 1983 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Im Oktober 2004 wurde Bertling, der in den letzten Jahren zunehmend in Ghana lebte, für sein Lebenswerk durch Regierungspräsidenten Wiebe anlässlich eines Empfangs beim Paderborner Bürgermeister Heinz Paus im Rathaus geehrt.
Heute erfreuen sich in den drei Kinderdörfern des Internationalen Verbandes Westfälischer Kinderdörfer mehr als 200 Waisenkinder familiärer Geborgenheit, Liebe und Förderung.

Artikel vom 29.01.2007