27.01.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Beim Abriss wird auf Bodenschätze geachtet

Landesdenkmalamt lässt Abrissbirne in der Burgstraße gewähren - Heimatverein mahnt zur Sorgfalt

Bad Lippspringe (Kar). Wenn der Bad Lippspringer Rat am 5. Februar dem Abriss des städtisches Wohngebäudes in der Burgstraße 11a zustimmt, legen ihm Landesdenkmalpfleger aus Münster keine Steine in den Weg. Bei einem Vorort-Termin am Donnerstagabend machten deren Vertreter unmissverständlich deutlich: Das derzeit unbewohnte Haus ist nach den Kriterien des Denkmalschutzes nicht als erhaltenswert einzustufen.
Eine Meinung, die auch Heimatvereins-Vorsitzende Willi Hennemeyer bei dem kurzfristig anberaumten Vorort-Termin teilte.
Das um 1930 gebaute Haus in der Burgstraße 11a wurde zunächst als Wohngebäude genutzt, an das ein hochräumiger Rundbau angeschlossen war. »Uns wurde von mehreren Zeitzeugen berichtet«, so Bauamtsleiter Ferdinand Hüpping, »dass in diesem Teil des Hauses zunächst eine Art Schmiede untergebracht war«. Mit Ende des Krieges folgte die Beschlagnahme durch die britischen Militärs. Nach der Freigabe des Bades 1956 ging das Gebäude wieder in das Eigentum der Stadt über. Letzte Bewohner war das Ärzteehepaar Nückel, mit dem um 1960 ein Erbpachtvertrag auf Lebenszeit geschlossen wurde. Die beiden angesehenen Mediziner nutzten die Räumlichkeiten unter anderem auch für ihre Forschungstätigkeit. Als Frau Dr. Nückel im vergangenen Jahr starb, wurde vertragsgemäß die Stadt wieder Eigentümerin der Immobilie. Rat und Verwaltung stehen jetzt konkret vor der Frage der weiteren Nutzungs- oder Verwertungsmöglichkeiten. Ein Verkauf des Gebäudes an so exponierter Stelle in Nähe von Burgruine und Kongreßhaus gilt als weitgehend ausgeschlossen. Eine mögliche Neu-Vermietung mache zuvor Sanierungs-Kosten im sechsstelligen Bereich notwendig, bestätigte Bürgermeister Willi Schmidt einen Bericht dieser Zeitung.
Dritte Möglichkeit: der Abriss des Hauses. Mit deutlicher Mehrheit hat sich der Haupt- und Finanzausschuss inzwischen in nichtöffentlicher Sitzung für diese Alternative ausgesprochen. Sie veschaffe der Stadt weitere Freiflächen rund um die Burgruine.
Auch wenn Heimatvereins-Vorsitzender Willi Hennemeyer dem Abriss des Hauses nicht grundsätzlich ablehnend gegenübersteht, mahnte er bei dem Gespräch doch grundsätzlich einen sensiblen Umgang mit den Zeitzeugnissen lokaler Geschichte an: »Wir dürfen nicht vergessen, das Wohnhaus in der Burgstraße 11a befindet sich im lokalhistorisch bedeutsamen Bereich der ehemaligen Vorburg«. Immer wieder habe es in diesem weitläufigen Areal archäologisch interessante Funde aus verschiedenen Jahrhunderten gegeben - zum Beispiel 1925, als bei Kanalarbeiten an der Burgstraße eine stattliche Zahl von Gräbern entdeckt wurde. Möglicherweise, so Hennemeyer, hat sich dort die erste Lippspringer Kirche mit dazugehörendem Friedhof befunden.
Mutmaßungen von verschiedenen Heimatfreunden, die Kellerwände des Hauses Burgstraße 11a könnten möglicherweise von einem noch unbekannten »Vorgängergebäude« stammen, haben sich nicht erfüllt. Hennemeyer mit dem versierten Blick des Maurermeisters: »Die Wände hier sind gerade einmal 30 Zentimeter dick. Ein historisches Bruchstein-Mauerwerk wäre mindestens 60 bis 80 Zentimetzer stark«. Niemand könne aber ausschließen, so der Heimatvereins-Vorsitzende abschließend, dass sich unterhalb des Kellersockels noch die eine oder andere archäologische Überraschung befinde. Der Heimatverein werde deshalb jede Entscheidung der Stadt sorgsam verfolgen.
Eine Mahnung, die Bürgermeister Willi Schmidt offenbar sehr ernst nimmt: »Wir werden hier nichts überstürzen«. Und das bedeute konkret: »Sollte es zur Entscheidung kommen, das Wohnhaus in der Burgstraße abzureißen, werden wir selbstverständlich den örtlichen Heimatverein wie auch das Amt für Bodendenkmalpflege Bielefeld in unser weiteres Vorgehen einbeziehen. Den Interessen der Archäologen wollen wir soweit wie möglich Rechnung tragen«.

Artikel vom 27.01.2007