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Johannes Beer ist Pfarrer in der evangelischen Kirchengemeinde Herford-Mitte.
Wort zum Sonntag

Heute von Pfarrer Johannes Beer


Verkleiden Sie sich eigentlich gerne? Verstecken Sie sich schon mal gerne hinter einer Maske? Verhüllen Sie dabei ihr eigentliches »Ich«? Gut, Herford ist jetzt nicht wirklich einen Karnevalshochburg, aber die eine oder andere Maske, das eine oder andere Kostüm sieht man doch auch hier. Und als wir einmal vor Jahren mit unseren Kindern beim Münsterschen Straßenkarneval waren, schrieb unsere Tochter hinterher in der Schule: »Vater trug eine Pappnase, Mama war wie immer.«
Ganz unabhängig von dieser für manche so besonderen Jahreszeit, stellt sich doch immer wieder genau diese Frage: »Tragen wir eigentlich Masken, oder sind wir wie immer?« Anders ausgedrückt: »Was suchen wir einander zu verbergen? Oder zeigen wir uns den anderen so, wie wir wirklich sind?«
Und das Verbergen muss ja gar nicht negativ sein. Manchmal kann man in einer Rolle auch viel mehr sich anderen nähern und viel mehr Nähe zulassen, als wenn man sich ganz offen und damit auch schutzlos gibt. Aber es ist doch immer von Vorteil, wenn man von einander weiß, woran man ist. Das »Ich« darf meines Erachtens verhüllt aber nicht verfälscht werden.
Viele Menschen, die Jesus begegneten, spürten durch ihn die Begegnung mit Gott. Sie spürten seine Liebe zum Beispiel durch Zuwendung und Heilung. Aber Gott trat ihnen in Jesus eben nicht unverhüllt gegenüber. Und doch dürfen drei Jünger einen kurzen Blick unter diese Hülle werfen.
Eines Tages geht Jesus mit ihnen auf einen hohen Berg. Da verändert sich Jesu Erscheinung und er wird erfüllt vom Licht Gottes. Seine Gestalt verliert das irdisch Schwere, das Dunkle. Es geschieht eine Umwandlung zum überirdisch Hellen. Jesus strahlt durch das Licht Gottes, das ihn erfüllt. Petrus, Jakobus und Johannes erkennen dies und sehen zu den Seiten Jesu Elias und Mose. Und dann begegnet ihnen Gott direkt. Jesus wird von einer lichten Wolke überschattet. Gott, selbst verhüllt, überschattet Jesus und spricht: »Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören!«
Gott bestätigt den Jüngern, was sie sehen durften. Er bestätigt, dass dieser Mensch sein Sohn ist. Gott zeigt uns, dass der, der den Weg durch Leiden und Tod bis ins neue Leben geht, zugleich unser Bruder und sein Sohn ist.

Artikel vom 27.01.2007