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Zecken und das »Chamäleon moderner Medizin«

Dr. Nadja El-Mahgary informierte vor Landfrauen über die Gefahren von Zeckenbissen

Borgholzhausen (law). Sind Zecken für die Menschen eine neue Gefahr? Wenn es nach Dr. Nadja El-Mahgary geht, dann sind die Tiere, die gefährliche Krankheiten übertragen können, eher eine bisher unterschätzte Gefahr, die erst langsam immer deutlicher wird. Am Mittwochabend referierte die Ärztin auf Einladung des Landwirtschaftlichen Ortsverbandes Borgholzhausen und der Piumer Landfrauen vor 60 Zuhörern im Haus Hagemeyer-Singenstroth.

»Es ist ein sehr interessantes Thema, vor allem auch, da die Unsicherheit bei diesem Problem recht groß ist«, erzählte die Landfrauen-Vorsitzende Marianne Hoppenstedt. Auch die große Besucherzahl zeigte, dass das Thema von großer Bedeutung ist.
Rund 300 Patienten mit Borreliose betreut Dr. Nadja El-Mahgary in ihrer Praxis in Halle-Hörste. Borreliose ist eine von zwei gefährlichen Krankheiten, die von den Zecken übertragen werden kann. »Zecken führen schon seit langem immer wieder zu Krankheiten, das ist eigentlich nichts Neues«, berichtete El-Mahgary in ihrer Einleitung. Schon Ende des 19. Jahrhunderts gab es erste Berichte über die Borreliose. Doch erst 1975 wurde die Lyme-Borreliose offiziell anerkannt. Lyme-Borreliose ist die häufigste Erscheinungsform der schraubenartigen Bakterien, die über Zecken und andere Insekten übertragen werden kann.
In Deutschland sind nach Expertenschätzungen fünf bis 35 Prozent aller Zecken infiziert. Die Wahrscheinlichkeit, durch eine infizierte Zecke mit Borreliose angesteckt zu werden, ist allerdings recht gering. Alarmierend sei jedoch die geografische Ausbreitung der Borreliose, die inzwischen nach den USA und Europa auch Asien und Afrika erreicht hat.
Häufig betroffen seien besonders Kinder zwischen fünf und neun Jahren sowie Menschen zwischen 60 und 69 Jahren. Wobei der Anteil der angesteckten Frauen deutlich höher liegen soll als bei Männern. Die Symptome nach einem Zeckenbiss können ganz unterschiedlich sein. Orientierungsschwierigkeiten, Herz-Rhythmus-Störungen, Grippe oder Müdigkeit müssen nicht unbedingt auf einen Zeckenbiss hindeuten.
Deutlicher wird ein Biss durch auffällige Rötungen an den von Zecken bevorzugten Körperstellen. »Zecken haben es gerne warm und geschützt«, erklärt die Allgemeinmedizinerin. Mit 150 Euro seien die Testverfahren ganz schön teuer, um eine Borreliose festzustellen. Zudem würden diese Testergebnisse dann noch nicht einmal eindeutig ausfallen. »Sie können nach Bielefeld, Herford oder München gehen und können Ergebnisse von Ýnicht infiziertÜ bis Ývoll infiziertÜ bekommen«, erklärte El-Mahgary, dass die Borreliose »das Chamäleon der modernen Medizin« sei.
Das auffälligste Kennzeichen für einen Zeckenbiss bei Kindern sind nach El-Mahgarys Schilderung starke Persönlichkeitsveränderungen. Als vorbeugende Maßnahmen riet die Medizinerin, betroffene Gebiete zu meiden - also nicht direkt unter Bäumen umherzulaufen -, dicht schließende Kleidung zu tragen und sich notfalls schon im Vorfeld mit zeckenabwehrenden Salben einzureiben. Im Anschluss an den sehr fachspezifischen Vortrag hatten die Zuhörer die Möglichkeit, Fragen an Nadja El-Mahgary stellen und mit ihr ins Gespräch zu kommen.

Artikel vom 26.01.2007