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Minske-Markt steht am Scheideweg

Anhörung lässt viele Fragen offen - Betriebsgenehmigung von neuen Gutachten abhängig

Von Joachim Burek (Text)
und Oliver Schwabe (Fotos)
Vlotho (VZ). Das Projekt Minske-Markt an der Meyra-Straße in Vlotho steht am Scheideweg. »Es kann sein, dass es dort weiter geht, es ist aber auch möglich, dass das Projekt stirbt. Das wäre für Vlotho eine Katastrophe«, brachte Bürgermeister Bernd Stute den Sachverhalt auf den Punkt. Anlass war gestern eine Informationsveranstaltung, zu der Anwohner, Gutachter, Behördenvertreter sowie Bauherr und Vertreter der Baufirma ins Rathaus geladen waren.

Aufgrund der Probleme mit hochdrückendem Grundwasser ruhen derzeit alle Arbeiten an dem Einkaufsmarkt, der eigentlich Ende März eröffnet werden sollte. Zahlreiche Anwohner besonders der Herforder Straße hatten sich im Vorfeld der Veranstaltung gemeldet und über Schäden an ihren Häusern geklagt, für die sie Grundstücksabsenkungen aufgrund von Bauarbeiten am Minske-Markt verantwortlich machen (VZ berichtete am 25. Januar).
Um Klarheit in die vielen offenen Fragen nach Ursache und Verschulden für die Grundwasserprobleme und die Grundstücksabsenkungen zu bringen, forderten der eingeschaltete geologische Fachgutachter Frank Schmidt sowie Dr. Heinrich Heuser vom Geologischen Dienst in Krefeld die Einrichtung von elf Messtellen rund um den Minske-Markt und an der Herforder Straße. »Diese Bohrungen und Messungen sollen uns eine Datengrundlage erbringen, die zum einen Aufschlüsse über die Ursache der Wasserprobleme unter dem Minske-Markt gewährt. Zum anderen sollen Daten darüber geliefert werden, ob ein bestimmtes Sicherungsverfahren zur Absenkung des Grundwasserspiegels mittels Absenkungsbrunnen möglich ist«, so Schmidt.
Ziel dieses Verfahrens ist es, den Grundwasserspiegel nicht über die Grenze von 69,50 Meter über Normalniveau unter dem Fundament des Minske-Marktes steigen zu lassen. »Dieses Verfahren würde eine ausreichende Minimalsicherung der Markt-Gebäude bringen und kaum Auswirkungen auf das Umfeld haben«, sagte Schmidt. Wolfgang Möller als Vertreter der Unteren Wasserbehörde (Kreis Herford) stellte dazu fest, dass für die Anwendung eines solchen Verfahrens eine wasserrechtliche Genehmigung seiner Behörde notwendig sei. »Ein entsprechender Antrag, die Mess-Stellen zu Absenkungsbrunnen auszubauen, muss von uns erst genehmigt werden. Geschieht das nicht, kann es keine Sicherungsmaßnahmen für den Markt und damit auch keine Betriebsgenehmigung geben«, sagte er.
Offen ließ die Veranstaltung dennoch viele andere Fragen der anwesenden Anwohner, was die Ursachen für die bereits entstandenen Gebäudeschäden sowie Entschädigungsansprüche anbetrifft. Markus Denker, Fachgutachter für die Gesellschaft W & G, Bauherr des Minske-Marktes, warnte davor, alles auf die Grundwasserproblematik zu schieben. »Maßnahmen beim Rückbau der Altlasten oder beim eigentlichen Bau sowie die geologische Situation sind alles mögliche Faktoren«, sagte er. Er wies darauf hin, dass von der Baufirma bei Bohrungen ins Erdreich wohl statt des genehmigten Vollverdrängungsverfahrens ein Teilverdrängungsverfahren angewandt worden sei. Angesichts der offenen Frage, ob es überhaupt eine Betriebsgenehmigung für den Markt geben wird, steht folglich auch der Eröffnungstermin in den Sternen. »Es gilt nun die Untersuchungen abzuwarten und eine Güterabwägung zu treffen«, so Dr. Ulrich Niestrath, der den Bauherrn rechtlich vertritt. Dabei lasse man sich nicht drängen. »Kann sein, dass in einem halben Jahr oder erst im nächsten Jahr eröffnet wird.«
Abschließend versprach Bürgermeister Stute den Bürgern, sie über jeden der kommenden Schritte auf dem Laufenden zu halten.

Artikel vom 26.01.2007