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Vom Söderblom-Gymnasium in die EU-Kommission und zurück

Ehemaliger Schüler hält Vortrag - Fächerverbindende Projekte vorgestellt

Espelkamp (KaWe/WB). »Europa ein Gesicht geben« - so lautete der Appell der Merkel-Initiative im vergangenen Herbst. In diesem Rahmen war jetzt Thomas Müller, Mitglied der EU-Kommission Brüssel, am Söderblom-Gymnasium. Müller hatte selber dort 1987 sein Abitur gebaut.

»Europa ist ein so wichtiges Thema, das allerdings im Lehrplan - besonders in Geschichte - eine eher untergeordnete Rolle spielt. Daher freue ich mich, dass wir jetzt einen Experten hier haben, der dazu noch einen Bezug zu Espelkamp und unserer Schule hat«, war Lehrer Detlef Kaiser zufrieden. Er könne sich eine Wiederholung dieser Aktion gut vorstellen.
Müller sprach mit den Schülern von zwei Geschichts-Leistungskursen und zwei Grundkursen Sozialwissenschaften über die Entstehung der EU und gab einen Überblick. »Für mich, der selber Geschichts-LK hatte, ist es interessant von den Jugendlichen zu erfahren, was sie von der EU halten und was sie glauben, wie sie sich zukünftig gestalten wird«, sagte Müller.
Vor mehr als zehn Jahren ging Thomas Müller - nach dem Abi am Söderblom und einem Studium - nach Brüssel. Zunächst arbeitete er am Goethe-Institut, seit vier Jahren ist er jetzt Mitglied der EU-Kommission und für den Bereich Binnenmarkt zuständig. Im Rahmen der Initiative ÝEuropa ein Gesicht gebenÜ habe Angela Merkel vorgeschlagen, dass die Mitarbeiter der EU-Kommission in ihre ehemaligen Schulen gehen und dort über die EU und ihre Berufserfahrungen berichten.
In der letzten Woche des ersten Schulhalbjahres wurde zudem zum vierten Mal das fächerverbindende Projekt zum Dritten Reich in allen zehnten Klassen des Söderblom Gymnasiums veranstaltet. An dem Projekt sind die Fächer Deutsch, Englisch, Geschichte, Kunst, Mathematik, Musik, Politik, Religion und Sport beteiligt. Zum Auftakt schauten alle Schüler der zehnten Jahrgangsstufe den Film »Mein Kampf«, den Abschluss bildete der Besuch des Felix Nußbaum-Museums in Osnabrück.
Bei dem fächerverbindenden Projekt findet der Unterricht fach- und klassenübergreifend statt. Den Schülern werden dabei möglichst viele Freiräume zur Eigeninitiative gegeben.
»Die Resonanz auf das Projekt war bei den Schülern sehr positiv. Dies ergab eine breit angelegte Schülerbefragung«, erklärte Detlef Kaiser. So antworteten von den Schülern auf die Fragen »Ist es durch das Projekt zum Dritten Reich gelungen, dass du vielfältige Einblicke in den Nationalsozialismus gewinnen konntest?« 92,6 Prozent mit »Ja«; auf die Frage »Hältst du es für gut, die in den einzelnen Fächern angesprochenen Themen zum Dritten Reich in zeitlichem und inhaltlichem Zusammenhang zu erarbeiten?« 84,2 Prozent mit »Ja« und auf die Frage »Würdest du es begrüßen, wenn einmal pro Schuljahr ein ähnliches Projekt über ein Thema, das bisher in unterschiedlichen Fächern zu unterschiedlichen Zeiten behandelt wird, angeboten würde?« 87,9 Prozent mit »Ja«.
»Diese positive Rückmeldung hat dazu geführt, dass auch ein fächerverbindendes Projekt zur Industrialisierung in den Fächern Englisch, Erkunde und Geschichte mit klaren thematischen und methodischen Zuordnungen jeweils im Januar eines Schuljahres angeboten wird«, freute sich Kaiser. Weitere Projekte sind bereits konkret geplant - so zum Beispiel zur Aufarbeitung der Geschichte der DDR.

Artikel vom 26.01.2007