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Eine Grenzgängerin auf der Suche

Theologin und Meditationslehrerin Margarita Medina fühlt sich in Enger wohl

Von Kerstin Sewöster
Enger (EA). »Nein, es ist kein Künstlername.« Margarita Medina lacht. Schon oft ist sie nach ihrem Namen gefragt worden. »Mein Vater war Spanier«, erklärt sie. »Ich bin zweisprachig und bikulturell aufgewachsen.« Heute bezeichnet sich die 50-Jährige als »religiös vielsprachig«. Die Pfarrerin, Seelsorgerin und Grenzgängerin ist viel in der Welt herumgekommen - vor vier Jahren hat sie ihr Zuhause in Enger gefunden.
Margarita Medina hat vor vier Jahren ihr Zuhause in Enger gefunden.

Hier in Enger hat sie sich auch einen Traum erfüllt: Leben und Arbeiten unter einem Dach. Ihr Raum der Stille, in dem sie als Psychotherapeutin und Meditationslehrerin arbeitet, soll einladen zum Innehalten, Fragen stellen und Antworten finden. Margarita Medina weiß wovon sie spricht. In ihrer eigenen Biografie gibt es viele Wege, die eingeschlagen, und Brücken die überschritten wurden. Katholisch erzogen begann sie 1975 ein Theologiestudium in Hamburg. »Ich wollte der Frage nachgehen, warum es Leid gibt«, erklärt sie ihre Beweggründe. Um eine berufliche Zukunft als Theologin zu haben konvertierte sie, wurde evangelisch. Ihr Studium beendete sie in Spanien. In die Heimat ihre Vaters ging sie, weil sie der Aufbau der Demokratie interessierte - Franco starb 1975. Einige Jahre arbeitete Margarita Medina als eine von insgesamt zwei Pfarrerinnen in Spanien.
Ihre Rückkehr nach Deutschland gestaltete sich nicht unproblematisch. »In Spanien werden Frauen nicht ordiniert«, erklärt sie. Auch wurde der Abschluss nicht ohne weiteres anerkannt. Die junge Frau blieb dran, machte ihr Vikariat in Hamburg, aber es blieb schwierig, eine feste Stelle zu bekommen.
»Ich bin über viele Brücken gegangen«, resümiert sie. Sie bekam einen Assistentenstelle an der Universität und begann über Zen zu promovieren. Diese Arbeit führte sie nach Japan, wo sie ein Jahr verbrachte. Margarita Medina lernte meditieren und beschäftigte sich intensiv mit der Mystik in den Religionen, »Meine Wurzeln habe ich im Christentum, vor allem bei den christlichen Mystikern«, sagt die Theologin. »Aber ich will mich nicht mehr in ein Entweder-Oder-Gefühl zwängen lassen. In der tiefsten existenziellen Ebene geht es ohnehin um ein und dasselbe.«
Über die Fragen, die sich ihr im Leben gestellt haben, kam die Seelsorgerin auch zum Thema heilen. Sie absolvierte eine psychotherapeutische Ausbildung im Bereich Gestaltungstherapie. Der Ansatz ist, dass in jedem Menschen ein Potenzial zur Kreativität steckt. Und diese - oft verschüttete Gabe - Schlüssel für Heilung und Prophylaxe ist.
1999 führte Margarita Medinas Lebensreise die Theologin nach Ostwestfalen ins Bethel-»Haus der Stille«. Mit ihrem eigenen Raum der Stille. In Enger hat sich Margarita Medina eine Vision erfüllt. »Wer einmal Eins-Sein erlebt hat, der möchte dieses Gefühl weiter vermitteln.« »Das ABC der Lebenskunst«, »Auf der Schwelle innehalten« oder zum Beispiel »Das gegenwärtige Herz« heißen ihre theologisch-philosophischen Seminare und Gruppen, die sie in Enger, aber auch Bielefeld und im Raum Osnabrück anbietet. Ihre Zielgruppe seien Menschen, die offen seien und etwa suchen, wie sie erklärt. Sie bietet aber auch »Rituale für Trauerfeiern, Trauungen und alternative Begrüßungen ins Leben an - für Menschen, denen der Rahmen der Kirche zu eng ist.«
Aus eigener Erfahrung weiß Margarita Medina, dass es nicht immer einfach ist, sich einer Entwicklung zu stellen. »Mich interessiert es, mit den Menschen gemeinsam zu suchen. Ich helfe ihnen beim Finden der Antwort.«
In Enger scheint Margarita Medina angekommen zu ein - zumindest jetzt. »Ich habe das Gefühl hier möchte ich Wurzeln schlagen - aber ich bleibe offen.« Ganz so wie in einem Haiku, einem japanische Vers, heißt: »Hin und Her, das Herz und die Weide, lass Dir alles geschehen.«
www.margarita-medina.de

Artikel vom 25.01.2007