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Mit dem
Brief direkt
zum Telefon

Reaktion auf Jahresrechnungen

Von Julia Kleinschmidt
Lübbecke (WB). Mitte Januar hatten die ersten Kunden der Stadtwerke Lübbecke ihre Jahresrechnung in der Post. Diese warf bei so manchem Fragen auf oder sorgte für Unverständnis, etwa bei Nachzahlungen. Hochkonjunktur also für Nadine Kreienbrock, Teamleiterin im Bereich Vertragsabrechnung, und ihre fünf Kollegen, die die Kundenanfragen bei den Stadtwerken entgegennehmen.

»Sonst haben wir die Abrechnungen meist zum Wochenende hin verschickt. Jetzt sind die ersten Rechnungen bereits Montag und Dienstag raus. Da sind offenbar viele Kunden gleich vom Briefkasten zum Telefon gelaufen«, berichtet Nadine Kreienbrock. »Es war wirklich die Hölle los.« Durch ein neues Programm und damit ein verändertes Aussehen der Rechnung habe es zunächst viele Verständnisfragen gegeben. »Andere möchten eine Energieberatung und fragen: Was kann ich tun, um Einsparungen bei Gas und Wasser zu erreichen.« Speziell in Sachen Strom und Gas sehen sich die Mitarbeiter jedoch auch mit Beschwerden konfrontiert. »Da kommen dann Fragen wie: Warum muss ich nachzahlen? Ich habe weniger verbraucht, wieso ist mein Abschlag höher?« Aufgrund neuer Verordnungen - der Gas- und Strom-Grundversorgungsverordnungen (GasGVV und StromGVV) - seit November 2006 sind auch die Stadtwerke Lübbecke verpflichtet, ihre Kunden schriftlich über Preisveränderungen zu informieren. »Oft geben sich Kunden damit aber nicht zufrieden und möchten z.B. wissen, warum das Gas bei uns teurer ist als in einer anderen Stadt.«
In diese regionalen Unterschiede fließen nach Angaben des Bundesverbandes der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft z.B. die unterschiedlichen Bezugsstrukturen der Erdgasunternehmen ein, auch die Aufwendungen für Infrastrukturleistungen variierten je nach Region. Für höhere Abschläge bei Strom und Gas seien zumeist die Preissteigerungen in Verbindung mit der höheren Mehrwertsteuer verantwortlich, erklärt Nadine Kreienbrock. In Sachen Nachzahlungen machten sich auch jetzt noch vereinzelt die Auswirkungen der Stromnetzübernahme durch die Stadtwerke 2005 bemerkbar. »Da passiert es, dass die RWE den Verbrauch in 2004 zu hoch geschätzt hat, entsprechend gering viel der Abschlag dann 2005 aus.« Nach zwei Jahren aber pendele sich der Betrag dann wieder auf den Durchschnittsverbrauch ein.
Gesamt betrachtet halten sich Nach- bzw. Rückzahlungen im Zuge der Jahresrechnung jedoch die Waage, sagt die Teamleiterin. Zum zweiten Mal nach 2006 haben die Stadtwerke-Kunden die Möglichkeit, über eine Antwortkarte den Abschlagsbetrag ändern zu lassen. Diese Karte ist Teil der kleinen Infobroschüre, die der Jahresrechnung beigefügt ist. »Natürlich kann da jetzt keiner kommen und ohne Begründung einen 50 Prozent reduzierten Abschlag fordern«, erklärt Nadine Kreienbrock. »In begründeten Fällen ist eine Senkung bis zu einer bestimmten Menge o.k., etwa wenn jemand eine Mietwohnung hat, die momentan leer steht.« Wird keine Begründung angegeben, werde der Zählerstand dann im März aktualisiert. »Meistens möchten die Kunden, die dies in Anspruch nehmen, allerdings lieber einen etwas höheren monatlichen Betrag zahlen, um eine mögliche Nachzahlung zu vermeiden. Schließlich sind im Januar oft noch andere Rechnungen fällig, wie zum Beispiel die Versicherungen. Viele möchten da eher zehn Euro mehr bezahlen und dann gegebenenfalls im Januar eine Rückzahlung bekommen.« Die verlängerten Öffnungszeiten am Donnerstag, 18. Januar, seien übrigens nicht wesentlich in Anspruch genommen worden, berichtet Nadine Kreienbrock - und führt das nicht nur auf Sturmtief »Kyrill« zurück. »Im vergangenen Jahr war das genauso. Nach 17 Uhr kam kaum noch jemand«.
Bei Fehlern in den Abrechnungen können die Stadtwerke-Kunden übrigens noch bis 15. Februar ihre Beanstandungen geltend machen.

Artikel vom 25.01.2007