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Trauernden zur Seite stehen

Rolf Husemann führt Bestattungsunternehmen in dritter Generation

Von Melanie Adelt
Versmold (WB). »Zuhören können ist ganz wichtig«, betont Bestatter Rolf Husemann, dass Einfühlungsvermögen das A und O in seinem Job ist. So traurig die Umstände auch sind, unter denen er seinen Kunden begegnet: Rolf Husemann ist gerne Bestatter. In der Reihe »Helfer in schweren Stunden« stellt der VERSMOLDER ANZEIGER den Familienbetrieb vor.

Seit 1923 gibt es das Bestattungsunternehmen, das einst von Großvater Heinrich Husemann als Tischlerei gegründet wurde. Seit 1992 führt Rolf Husemann die Firma in dritter Generation, die Tischlerei wurde schon zuvor, 2000, an einen Nachfolger abgegeben. »Das wurde einfach zu viel«, erinnert sich Husemann. Umso mehr Zeit hat er seitdem für die trauernden Angehörigen, denen »eine besonders gefühlvolle Behandlung gebührt«.
Schon im jungen Alter von 15 Jahren half Rolf Husemann erstmals im Betrieb mit. Denn sein Vater brauchte jemanden, der einen Verstorbenen mit ihm abholt. »Erst habe ich mich dagegen gesperrt, aber ich habe schnell gemerkt, dass das nicht so schlimm ist«, erinnert sich Rolf Husemann. »Man muss einfach einen Schalter umlegen und nichts an sich herankommen lassen« - diese Philosophie hilft dem 53-Jährigen noch heute bei der Bewältigung dessen, was er tagtäglich zu Gesicht bekommt. Schlimm sei es jedoch, erzählt Husemann, wenn er einen Bekannten abholen müsse. »Daran habe ich dann schon zu knacken.«
Die Leistungen, die der Bestatter den Angehörigen anbieten kann, sind im Laufe der Jahre immer umfangreicher geworden. So bestellt Rolf Husemann unter anderem den Pastor, holt den Totenschein ab, informiert Standesamt und Kirchengemeinde, schreibt die Trauerbriefe und kümmert sich um die Anzeige in der Zeitung. »Wir wollen den Trauernden so viel wie möglich abnehmen«, betont er. Denn er weiß, dass die Kunden die Unterstützung sehr zu schätzen wissen. Viele sind mit der traurigen Situation überfordert und froh, sich in fachkundige Hände zu begeben.
Vor der Beerdigung ist es Aufgabe des Bestatters, den Verstorbenen zu waschen, kämmen, rasieren oder bei den Frauen ein dezentes Make-up aufzulegen. »Die Verwandten und Bekannten sollen den Menschen ja in guter Erinnerung behalten«, erläutert der 53-Jährige.
Was die Art der Bestattung angeht, hat in den vergangenen Jahren ebenfalls ein Wandel stattgefunden. So rechnet Rolf Husemann etwa in diesem Jahr mit 50 Prozent Feuerbestattungen, 2004 waren es erst 10 bis 15 Prozent.
Auch Seebestattungen und so genannte Friedwälder, wo die Verstorbenen unter einem selbst ausgesuchten Baum bestattet werden, sind beliebter geworden. »Die Familien werden immer kleiner, die Grabpflege bleibt oft auf der Strecke«, kennt Rolf Husemann den Grund für den Trend. Und auch wer sich für die klassische Urne entscheidet, hat eine große Auswahl: Von edlen Edelstahl-Urnen bis zu solchen in Fußball-Form.

Artikel vom 01.02.2007