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Vom Sennerand an den Ostseestrand

Matthias Struck geht für Handball-Zweitligist HC Empor Rostock auf Torejagd

Von Victor Fritzen
Schlangen/Rostock (SZ). Schlechte Spiele, die mag Matthias Struck gar nicht. Die tun weh, zehren an den Nerven, verursachen Stress. Wenn der Kohlstädter abschalten will, dann braust er an den Strand. Schnell ins Auto gesetzt, 15 Minuten Fahrt, und schon kann er sich eine Brise Ostsee-Luft um die Nase wehen lassen.

»Das ist ein Stück Lebensqualität«, freut sich der 24-Jährige, der seit dem 1. September beim Handball-Zweitligisten HC Empor Rostock unter Vertrag steht. Hier hofft er, endlich sein sportliches Glück gefunden zu haben. Nach der Hinrunde rangiert der Ostsee-Club auf Rang neun. Der ehemalige Junioren-Nationalspieler hat bisher keines der 19 Liga-Spiele verpasst, Trainer Maik Handschke - früherer Bundesliga-Spieler in Essen und Gummersbach - baut auf seinen Schützling. Sieben Siege, vier Unentschieden, acht Niederlagen - ausgeglichener kann die Bilanz kaum sein. Der HC ist, so sagt Matthias Struck, damit im Soll, hätten die Verantwortlichen doch vor der Saison Platz acht als Ziel ausgegeben. Doch langfristig wollen sie mehr, wie Matthias Struck erzählt: »Der Verein will an die Spitze der zweiten Liga«. Eben jene Perspektive, jenes Ziel habe ihn überzeugt und den Ausschlag dafür gegeben, nach Rostock zu wechseln.
Im Sommer 2005 war der Handballer von Frisch Auf Göppingen zur HSG Düsseldorf gewechselt. Dort wollte sich der Rückraumspieler weiterentwickeln. HSG-Pressesprecher Markus Hausdorf schwärmte seinerzeit: »Matthias Struck wird uns weiter bringen. Er passt auch deswegen in unser Konzept, weil der Trainer mit jungen deutschen Spielern arbeiten möchte«. Doch Pustekuchen: in seinen letzten Monaten bei der HSG saß der Kohlstädter nur auf der Bank, Spieleinsätze eher Mangelware. Und so stieg er frühzeitig aus seinem Zweijahresvertrag aus, um sich einen neuen Verein zu suchen. Bundesliga-Absteiger VfL Pfullingen war an ihm dran, dann allerdings meldete der schwäbische Club Insolvenz an. »In der Oberliga wollte ich dann natürlich nicht spielen«, erklärt Struck, warum er sich einen neuen Verein suchte. Nach mehreren Probetrainings stand seine Entscheidung für die Rostocker fest.
Bis zu siebenmal in der Woche bittet Trainer Handschke zum Training auf die Platte. Eine Stamm-Sieben gebe es allerdings nicht. »Wer im Training Gas gibt und Leistung zeigt, der spielt auch«, bringt Linkshänder Struck die Philosophie seines Trainers auf den Punkt. Diese habe er bisher auch stets verfolgt und sein Können als Rückraumspieler unter Beweis gestellt. Vereins-Vorstand und Trainer scheinen mit den Leistungen des Kohlstädters zufrieden zu sein, laut Struck soll sein Ein-Jahres-Vertrag so bald wie möglich verlängert werden.
Am Samstag, 10. Februar, beginnt in der zweiten Handball-Bundesliga die Rückrunde. Sollte er nicht wider Erwarten durch eine Verletzung gestoppt werden, wird auch Matthias Struck wieder für den HC Empor auflaufen. Zum Auftakt kommt gleich ein harter Brocken. Gegner in der Rostocker Stadthalle ist die Ahlener SG, derzeit Tabellenzweiter mit Aufstiegsambitionen. Doch mit Hilfe der Zuschauer hoffen die Rostocker Torjäger, den Westfalen zwei Punkte abringen zu können. »Bei den Derbys gegen Stralsund oder Schwerin kommen schon mal 2500 bis 3000 Zuschauer in die Halle. Sonst sind es nur etwa 1000«, weiß der gebürtige Paderborner zu berichten, der die HC-Anhänger schätzt: »Ohne Fans macht es doch nur halb so viel Spaß«!
Zu den Anhängern des Deutschen Meisters von 2003, damals noch in Diensten des TBV Lemgo, zählt sicher auch seine Freundin Vanessa. Gemeinsam haben sie eine Wohnung in der Hansestadt bezogen. In seine Heimat, die Gemeinde Schlangen, kehrt er derzeit nur selten zurück. Nur über Weihnachten besuchte er seine Freunde und Familie in Kohlstädt. »Eine der wenigen Momente, in denen ich frei hatte und mir Zeit dafür nehmen konnte«, macht Struck deutlich, warum er nur noch selten im Kreis Lippe vorbeischauen kann. Nichtsdestotrotz: Bis zum Saisonende will er jedoch nicht warten. »Zwischendurch wird sich sicher mal eine Möglichkeit bieten, um runterzufahren«, prophezeit Struck.

Artikel vom 26.01.2007