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»Mit blauem Auge davongekommen«

Keine Verbote für Besuch im Wald -ÊSchadensbilanz für den Kreis Höxter

Von Frank Spiegel
Kreis Höxter (WB). Weitaus weniger heftig als in anderen Teilen des Landes hat Orkan »Kyrill« in den Wäldern des Kreises Höxter gewütet. »Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen«, sagte Forstdirektor Ernst-Heinrich Uber.

Seit gestern liegen ihm aktuelle Zahlen vor. Demnach sind im Bereich des Forstamtes Bad Driburg, der den Kreis Höxter sowie Teile des Hochsauerlandkreises und des Kreises Paderborn umfasst, 205 000 Festmeter Holz Opfer des Orkans geworden. »Im Kreis Höxter selbst waren es jedoch nur 85 000 Festmeter«, sagte Ernst-Heinrich Uber. Nur zu knapp 15 Prozent seien Laubbäume betroffen, der Großteil entfalle auf Fichtenholz. Gleichwohl handele es sich auch bei diesen Zahlen zunächst nur um Schätzungen. Der Forstdirektor: »Genaueres weiß man erst, wenn alles aufgearbeitet ist.«
Je weiter man von der Egge in Richtung Weser komme, desto weniger gravierend seien die Schäden. Hier handele es sich oft nur um einzelne Stämme, häufig auch an Stellen, an denen der Wald schon einmal »angeknackst« worden sei, weiß Uber nach einem Hubschrauberflug über den Kreis Höxter.
Im Kreis Höxter würden jährlich etwa 160 000 bis 180 000 Festmeter Holz eingeschlagen. Auch vor diesem Hintergrund relativiere sich der durch den Sturm verursachte Schaden.
Jetzt sei es auch im Hinblick auf die Tatsache, dass es Privatwaldbesitzer und Kommunalwaldbetriebe gebe, wichtig, den Marktpreis des Holzes zu halten. »Entweder muss das Holz zu vernünftigen Preisen an unsere Stammkunden verkauft werden, gegebenenfalls müssen auch Exportgeschäfte angekurbelt werden«, beschreibt Ernst-Heinrich Uber das weitere Vorgehen. Eine andere Variante wäre die Vorratshaltung in Nasslagerplätzen. Das habe man in den 70-er Jahren schon einmal erfolgreich praktiziert.
Dass ein solchesw Unglück nicht zwingend einen Preiseinbruch nach sich ziehen müsse, habe sich 2005 in Schweden gezeigt. Dort seien 70 Millionen Kubikmeter Holz umgekippt. Uber: »Das hat man auf dem Markt nicht gemerkt, da die Schweden den Abfluss des Holzes über Jahre und im Export gestreut haben.«
Von einer Katastrophe für den Wald könne man im Kreis Höxter nicht sprechen. Zwar gebe es private Waldbesitzer, die auf der Egge stärker betroffen seien, dazu müsse man aber wissen, dass private Betriebe in solchen Fällen in den Genuss von Steuervorzügen kämen.
Wie Uber berichtet, werde es im Kreis Höxter auch weiterhin kein Waldbetretungsverbot geben. »Die Leute sollen mit offenen Augen durch den Wald gehen und sich nicht in Verhaue begeben oder in Bereiche, in denen Bäume schräg liegen«, empfiehlt der Fachmann. Er warnt ausdrücklich vor einem Tourismus in vom Sturm betroffene Waldgebiete.

Artikel vom 25.01.2007