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Dachdecker: Material wird knapp

Dauereinsatz nach »Kyrill« - Förster warnt vor »Selbstbedienung« im Wald

Herford (pjs). Orkan »Kyrill« hat mit seinem Zerstörungswerk vor allem den Dachdeckern volle Auftragsbücher verschafft. Doch auch in vielen anderen Bereichen werden Monate vergehen, bis alles wieder repariert und »aufgeräumt« ist.

»Wir haben bis gestern nur Löcher abgedichtet und Dächer gesichert«, berichtete Klaus Mader, Obermeister der Dachdeckerinnung. Für Komplettreparaturen blieb den gestressten Handwerkern bislang kaum Zeit. »Am Donnerstag haben wir und andere Betriebe rund um die Uhr gearbeitet und selbst am Wochenende versucht, bei Wind und Wetter möglichst viel zu erledigen«, erläuterte der 51-Jährige. Durch »Kyrill« sei immenser Schaden entstanden: »Das wird uns bestimmt ein halbes Jahr lang beschäftigen.« Zurzeit gehe es vor allem darum, offene Dächer zu schließen, Gebäude regendicht zu machen und Gefahrenherde zu beseitigen. Danach könnten aufwändigere Reparaturen folgen. Hinzu kommt: »Das Material wird knapp.« Formteile oder Dachpfannen seien oft nicht mehr auf Lager, müssten bestellt werden. Das koste Zeit, bittet Mader Betroffene um Verständnis und Geduld.
Auch in den Wäldern hat »Kyrill« tiefe Spuren hinterlassen: »Solche Schäden habe ich in den vergangenen 20 Jahren nicht erlebt«, sagte Förster Herward Siebert. Jetzt müssten die die Waldwege aufgeräumt werden, »dann können wir uns ein genaues Bild machen«. Geschädigt seien viele Nadelholzbestände, Windwürfe gebe es aber auch im Laubholz. Nach wie vor sei es im Wald sehr gefährlich, weil Bäume oder Äste noch immer unter Spannung stünden: »Da kann einem schnell etwas um die Ohren fliegen.« Nach dem Orkan »Lothar« seien selbst erfahrene Forstmitarbeiter in deutschen Wäldern zu Tode gekommen. Siebert warnt vor dem Irrtum, man könne sich jetzt im Wald ohne behördliche Erlaubnis »selbst bedienen«: »Das ist Diebstahl.« Auch Selbstwerber, die eine Lizenz zum Holzsammeln besitzen, müssten abwarten, bis ihnen ein »gefahrenfreier« Bereich zugewiesen worden sei: »Das Holz läuft nicht weg.«
Ein 57-jähriger Herforder wurde beobachtet, wie er elf an der Stadtholzstraße gelagerte Holzstämme, jeweils etwa einen Meter lang, in seinen VW lud und davonfuhr. Die von Zeugen verständigte Polizei »besuchte« den Mann zuhause: Er gab zu, das Holz gestohlen zu haben. Die Stämme wurden sichergestellt. Für den 57-Jährigen gab es eine Diebstahlsanzeige.
Probleme gab es gestern noch auf den Bahnstrecken: Zwischen Horn-Bad Meinberg und Herford wurde ein Busersatzverkehr eingerichtet, bestätigte Jürgen Kugelmann von der DB-Pressestelle. Zwei der vier Gleise zwischen Herford und Brake waren zeitweise wegen Reparaturen an der Oberleitung gesperrt.

Artikel vom 23.01.2007