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Bad Lippspringe mag
die »MVA-Kröte« nicht

Sorge und Skepsis vor künftiger Schadstoffbelastung

Von Bernhard Liedmann (Text)
und Karl Pickhardt (Fotos)
Bad Lippspringe (WV). Skepsis, große Sorgen und Ablehnung im Bad Lippspringer Hauptausschuss gestern Abend zu den Planungen eines elf Kilometer (Luftlinie) entfernten Heizkraftwerks in Mönkeloh. Bei der Vorstellung des 60-Millionen-Projekts kam auch seitens der verantwortlichen Vertreter des Regierungspräsidenten Kritik: Dringende Empfehlungen im Vorfeld insbesondere zur Verbesserung der Filtertechnik seien letztlich ignoriert worden.

Geplant ist in Paderborn-Mönkeloh eine Müllverbrennungsanlage, in der pro Jahr zur Energiegewinnung 115 000 Tonnen aufbereiteter Abfall verbrannt werden sollen (wir berichteten). Sorgen bereiten natürlich auch Bad Lippspringe die Emissionen, die durch einen 94 Meter hohen Turm dann in die Region abgegeben werden.
Die Bedeutung und Auswirkung des Vorhabens für den Kurort Bad Lippspringe unterstrich Bürgermeister Willi Schmidt zu Beginn der Sitzung. Damit die Stadt als heilklimatischer Kurort anerkannt wurde, habe man seinerzeit zehn Jahre kämpfen müssen: Bau der neuen B 1, Verlagerung von Gewerbegebieten, Rückbau der Detmolder Straße und weitere Maßnahmen seien dafür notwendig gewesen.
Vom Regierungspräsidenten in Detmold (Dezernat für emissionsschutzrechtliche Genehmigungsverfahren) stellten Dezernent Wolf-Christian Denkhaus und Arnold Niehage die Anlage vor und unterstrichen, dass derzeit das Landesumweltamt die Verbreitung von bestimmten Stoffen untersucht und Immissionsprognosen erstellt. Hierüber würden auch die betroffenen Städte und Kommunen informiert. Die Anlage selbst entspreche den derzeitigen gesetzlichen Vorgaben und sei letztlich eine »einfache Anlage«. Bei der Schadstoffverringerung habe man im Vorfeld des Verfahrens den Betreibern auch zur Akzeptanz in Politik und Bevölkerung dringend empfohlen, mehr zu tun und mehr zu investieren. Dazu seien diese jedoch offenbar nicht bereit. Zwar werde ein »Sicherheitsabstand« zu den Grenzwerten auch im eigenen Interesse eingehalten, aber keineswegs beispielsweise mit einem Faktor wie 10, so Denkhaus. Eine Nachrüstung mit einer Nass-Waschstufe und Katalysator bezifferten die RP-Vertreter mit bis zu sechs Millionen Euro. Auch die Qualitätssicherung beispielsweise beim angelieferten Müll sei »noch im Gespräch«. Woher der zu verbrennende Müll komme, sei letztlich offen.
Diplom-Meteorologe Helmut Bangert, der für die Stadt Bad Lippspringe mehrfach gutachterlich tätig war, lieferte in der Sitzung bereits die erste »Munition« für Einwendungen im laufenden Verfahren. Bei den Immissionsprognosen für die Umgebung des Heizkraftwerkes seien in Bad Lippspringe vom Deutschen Wetterdienst gemessene Windrichtungshäufigkeiten zugrunde gelegt worden, die man auf Mönkeloh aber keinesfalls übertragen könne. In der Region habe man von Bad Driburg bis zur Paderborner Universität die unterschiedlichsten Windverhältnisse. Diese regionalen Verhältnisse seien aber gerade für den Kurort wichtig. Eine neue und gutachterlich fundierte Messung von Windverhältnissen vor Ort könne den Investor allerdings ein Jahr Zeit kosten.

Artikel vom 23.01.2007