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Professor zwangsweise
in Ruhestand geschickt

Betroffener Matthias Hartig spricht von Kesseltreiben

Von Hubertus Hartmann
Paderborn (WV). »Das Kapitel Paderborn« ist für Universitäts-Professor Matthias Hartig »endgültig erledigt«. Nach den Negativschlagzeilen, Strafermittlungen und verwaltungsgerichtlichen Auseinandersetzungen meldet sich der Sprachwissenschaftler jetzt erstmals persönlich zu Wort.

Die Uni hat den 59-Jährigen - wie berichtet - zwangsweise in den vorzeitigen Ruhestand geschickt, nachdem er krankheitsbedingt seit etwa einem Jahr keine Vorlesung mehr gehalten hat. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Germanisten zudem wegen sexueller Nötigung. Hartig soll eine Studentin im Rahmen einer Studie zur nonverbalen Kommunikation zu anzüglichen und aufreizenden Posen aufgefordert haben.
Der Beschuldigte selbst bezeichnet die Vorwürfe als »lächerlich«. Die Anzeigeerstatterin sei als »Agent Provokateur« geschickt worden. »Und daraus hat man hochschulintern dann übelste Vorwürfe konstruiert, um mich fertig zu machen.« Alle beteiligten Studentinnen hätten sich bei ihm beworben und freiwillig mitgemacht.
Hartig spricht von einem regelrechten Kesseltreiben: »Die Angriffe werden zentral aus dem Rektorat gesteuert«, behauptet er. Schon seit Jahren sei er einer Neidkampagne ausgesetzt und werde systematisch gemobbt: »Alle haben versucht, mir das Leben schwer zu machen«. Hintergrund sei sein Engagement für die Theologische Fakultät, insbesondere die Erzbischöfliche Akademische Bibliothek. Hartig ist Mitbegründer des Fördervereins und Mitherausgeber des 1993 erschienenen Inkunabeln-Katalogs. Der verstorbene Erzbischof Kardinal Degenhardt habe damals seine »bleibenden Verdienste um Paderborn« hervorgehoben. Auf dem Universitäts-Campus sei dieses Verdienst jedoch in keiner Weise gewürdigt worden.
Der in Frankfurt lebende Matthias Hartig war 1980 zum außerplanmäßigen Professor in Paderborn ernannt worden. »Angesichts meiner Arbeit und meines Engagements für die Paderborner Hochschule ist es einfach unfair, wie man mich jetzt behandelt«, sagt der Wissenschaftler und Buchautor verbittert.
Einen Weg zurück sieht er nicht mehr. Ihm gehe es jetzt nur noch um die Form seines Ausscheidens. Beim Verwaltungsgericht Minden hatte er erfolglos gegen den sofortigen Vollzug seiner Zwangspensionierung geklagt. Beim Oberverwaltungsgericht Münster legte Hartig Beschwerde gegen den Mindener Eilbeschluss ein. Eine Entscheidung sei in Kürze zu erwarten, bestätigt Gerichtssprecher Dr. Ulrich Lau.

Artikel vom 25.01.2007