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Zwischen Sissi und Schaufensterpuppe

Carina Lehne ist Hobby-Model bei Modenschauen

Von Eva Brinkmann
Höxter/Boffzen (WB). Ein Brautkleid in nur einer Minute anziehen? - Unmöglich, möchte jeder meinen, der dies selbst schon ausprobiert hat. Für Carina Lehne kein Problem. Die 25-jährige Boffzenerin ist Hobby-Model.

Friseurtermin von 9.30 bis 11.15 Uhr, danach Generalprobe, 20 Minuten bleiben zum Schminken, bevor um 13 Uhr die erste von zwei Modenschauen bei der Hochzeitsmesse im Autohaus Hermann in Höxter beginnt. Sitzt das Kleid? Liegt alles so, wie es liegen soll? Passt die Choreographie? - Ihre Nervosität ist Carina Lehne nicht anzumerken. Bald überwiegt der Spaß. Mit ihrer natürlichen Ausstrahlung, eleganten Bewegungen, strahlendem Blick ziehen die hochgewachsene Blondine und ihre Kolleginnen das Publikum in ihren Bann.
Vor fünf Jahren hat sie Uwe Hörnlein für das Modeln entdeckt. Der Höxteraner, der mit seiner Frau Bettina zwei- bis dreimal im Jahr Modenschauen organisiert, war damals ihr Klassenlehrer an der Höheren Handelsschule in Höxter. »Ich war gleich begeistert«, erzählt Carina Lehne. »Erst habe ich mitgeholfen andere anzuziehen, doch bald war ich selbst an der Reihe.« Natürlich sei sie nervöser gewesen als heutzutage, als sie im Hotel »Niedersachsen« zum ersten Mal Mode aus der Boutique TM vor Publikum präsentierte.
Nun gilt es für die sechs Models, 15 Abend- und 20 Brautkleider gekonnt in Szene zu setzen. Zum Umziehen bleibt manchmal nur eine Minute Zeit. Da muss jeder Handgriff stimmen. Zehn Mitarbeiter geben hinter den Kulissen die unerlässlichen Hilfestellungen. Carina Lehne schlüpft noch im Laufen aus den Schuhen, muss in einige Kleider nur »hineinspringen«, alles liegt bereits auf dem Boden parat. Dann wird angekleidet, gerade gezupft, kontrolliert - und schon geht es zurück auf den Laufsteg.
Die Musik wird romantisch, ein bewunderndes Raunen geht durchs Publikum, als die ersten Brautkleider zum Vorschein kommen. Fotoapparate werden gezückt, schon hagelt es Blitzlichter. Vier Stunden haben die Models am Vortag geprobt, bis die Choreographien »saßen«. Jede Bewegung ist vorgegeben, jede Drehung, jeder Schritt, damit es nicht zu unfreiwilligen Berührungen mit den Kollegen kommt. Alles läuft nach einem festen Plan. Und kurze Zeit später heißt es schon wieder ausziehen, anziehen, zurechtzupfen, Kontrolle. »Man steht da wie eine Schaufensterpuppe. Manchmal sind es drei Personen, die einem helfen«, berichtet Carina Lehne. »Gott sei Dank bin ich bis jetzt immer rechtzeitig fertig geworden. Und wenn es doch einmal anders ist, muss improvisiert werden.«
Nun schallt Gloria Gaynors »I am what I am« aus den Lautsprechern. Die Models bewegen die Lippen passend zum Liedtext, versprühen Selbstbewusstsein und Lebensfreude. Auch treten sie gemeinsam mit männlichen Kollegen auf, die für das Brakeler Herrenhaus Fischer am Start sind. Außerdem ist die kleine Leonie Zemmel mit dabei, die mit reizenden Engelchen-Kleidern aus »Lila's Nähstübchen« die Zuschauer verzaubert. Und plötzlich beginnt einer der »Bräutigame« zu singen: Holger Mast lässt seine vielseitige Stimme erklingen, gibt der Veranstaltung mit romantischen Liedern ein ganz besonderes Flair.
Nach der Modenschau folgt die Erleichterung: Alles hat gepasst, die Zuschauer waren begeistert und haben kräftig applaudiert. Um 16 Uhr steht die nächste Schau an. Carina Lehne und ihren Kollegen bleiben knapp zwei Stunden zum Durchatmen und um Korrekturen an Frisur oder Make-up vornehmen zu lassen.
Mit ihrer eigenen Hochzeit möchte sich das Hobby-Model übrigens noch etwas Zeit lassen. Doch dann soll es ganz in Weiß, mit Spitze und Schleier sein. »Am liebsten wie ÝSissiÜ«, sagt Carina Lehne und lacht. »Ich möchte am liebsten eine Märchenhochzeit, wie sie sich ein kleines Kind wünscht!«

Artikel vom 23.01.2007