23.01.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Bonhoeffer steht im Blickpunkt

Musikalisches Credo des Rietberger Gospelchores begeistert die Zuschauer

Rietberg (joz). Weil die Frage nach dem Glauben im Grunde nur individuell gestellt werden kann, hat der weit über hundert Mitglieder zählende Ökumenische Gospelchor Rietberg während seines Konzertes am Sonntagabend in der Aula des Nepomucenums ein- und vielstimmig seinem als »ein musikalisches Credo« zu verstehendes Glaubensbekenntnis mehr als kund getan.

Dass sich das Geburtsdatum des am 9. April 1945 kurz vor Kriegsende im Konzentrationslager Flossenbürg durch ein SS-Standgericht zum Tode verurteilten und an selbigem Tage erhängten Dietrich Bonhoeffer im letzten Jahr zum 100. Mal jährte, hat der von Eva Fricke geleitete Gospelchor zum Anlass genommen, den Menschen Bonhoeffer eindrucksvoll ins Bewusstsein zu heben.
Wie sowohl Zitate dieses bedeutenden, christlichen Widerstandskämpfers gegen die Verbrechen der Nazis als auch Bonhoeffers Charakter darstellende, sensibel ausgewählte Filmszenen einerseits die Pausen zwischen den gesungenen Titeln erfüllten und andererseits das jeweils nächst gesungene Lied einleiteten, konnte nicht verbergen, dass der Chor in dem Protagonisten ein großes Vorbild gefunden hat.
Betraten die nicht auf ihre Personalitäten bedachten und sich ausdrücklich nicht sofort im Rampenlicht zur Schau stellenden Mitglieder des Gospelchors bei Dunkelheit den Saal und stimmten ihr »Holy Spirit« mit Inhalt, »Heiliger Geist, komm und erfülle diesen Ort«, erst bei nach und nach sich selbstlos vervielfältigendem Kerzenschein an, kamen sowohl die Haltung jedes einzelnen Mitglieds als auch die sinngemäße Richtung, die das Konzert nehmen würde, schön zum Ausdruck.
Wie es auch im mit großer Emotion und Hingabe interpretierten »Come praise the Lord« um das gemeinsame »Dienen im Tempel« ging, drückte auch schon die Art und Weise des ersten Auftretens zum vom gesamten mehr als 500 Gäste zählenden Auditorium schon mitgesungenen und mit Fricke kurz zuvor eingeprobten, »Jesus ist the answer« eine Haltung des selbstlosen Dienens aus.
Denn erst als der ganze Saal schon sang, betrat der Gospelchor die Bühne - mal leise und dezent, mal wie zum mit inbrünstigen Soloparts in Abwechslung mit dem sich kolossal steigernden Chor interpretierten, »Let our God arise«, rhythmisch intensiver Schlagzeug-, Gitarren- und Keyboardbegleitung untermalt, wechselten sich lautere und leisere immer in englisch gesungene Titel wie »Erhebt eure Hände und ruft zu Gott« oder »Wir werden da sein« ab. So ausgelassen auch vom Chor in engagierter Körperarbeit rhythmisch geklatscht und vom Publikum zu Liedern wie »Herr, herrsche in mir« oder »Er ist ein lebendiger Gott« zum Schluss auch stehend mitgeklatscht wurde, ging niemals die von überzeugender Authentizität geprägte Ernsthaftigkeit in der Ausstrahlung des Gospelchors verloren.
Dass unabhängig von Stand und Beruf »jeder und jede berufen« seien, »im Sinne eines neuen Christentums, nicht der leeren Worte« für eine bessere Welt einzutreten und »berufene Menschen« gebraucht würden, »dass die Welt sich positiv verändert«, kam wiederholt auch mit Bonhoeffer Zitaten wie »In die ersten Augenblicke des neuen Tages gehören nicht eigene Pläne und Sorgen, sondern Gottes befreiende Gnade, Gottes segnende Hände« unterlegt zum Ausdruck. Wie schon im Mittelteil kam zum krönenden Abschluss gemeinsam mit dem schon recht intensiv und nicht wenig begeistert mitsingenden Auditorium der Gospelsong, »Jesus ist he answer« zum Erklingen.

Artikel vom 23.01.2007