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Gänsehaut bei
Trennungssong

Delbrück erlebte die »Abba Mania«

Von Thorsten Böhner (Text und Foto)
Delbrück (WV). Bei manchen Konzerten ist schon zu Anfang klar, welches Lied am Schluss auf dem Programm steht: »Thank you for the music«. Klar, von »Abba« ist die Rede, auch 25 Jahre nach der Auflösung immer noch Schwedens erfolgreichster Pop-Export.

Trotzdem schien es seinerzeit keinen so recht zu interessieren, als sich die Formation 1982 auflöste. Erst zehn Jahre später setzte mit der Veröffentlichung der Best-of-CD »Abba Gold« ein wahres Revival ein, das bis heute andauert. Seitdem touren zahlreiche Formationen durch die Lande, um den vier Skandinaviern zu huldigen. So auch »Abba Mania« aus England.
Am Sonntag Abend in der Delbrücker Stadthalle waren die Akteure dem Original stimmlich sehr ebenbürtig, ebenso optisch in punkto Haarpracht, Glitzeranzügen und Plateauschuhen. Der Blickfang ruhte natürlich vorwiegend auf den beiden weiblichen Vokalistinnen: Debbie Watt (als blonde Agnetha) und Kathryna Wallis (als rote Frieda) liefen zweieinhalb Stunden lang gesanglich und tänzerisch auf Hochtouren. Als Benny agierte Dale Statham am Piano, während Geoff Beauchamps (Björn) in die E-Gitarrensaiten griff.
Unterstützt wurde das Kleeblatt von einer dreiköpfigen Begleitband. Und nahezu kein bekannter Hit wurde ausgelassen. »Ring Ring«, der Song mit dem sich die vier »Abbas« 1973 für Schwedens Teilnahme am Eurovision Song Contest bewarben und kläglich scheiterten, nur um ein Jahr später mit »Waterloo« beim nächsten Sangeswettbewerb im englischen Brighton auf dem Siegertreppchen zu stehen und von dort eine Weltkarriere zu starten. »S.O.S.«, »Souper Trouper«, »Fernando«, »Mamma mia«, »Chiquitita«, »Money Money Money« - allesamt Evergreens, die an diesem Abend wieder auflebten. »Dancing Queen«, »Take a chance on me« oder »Gimme! Gimme! Gimme! (A man after midnight)«, dessen Jingle sich jüngst Madonna für ihren Welterfolg »Hung up« bediente.
Gänsehautstimmung verbreitete Debbie Watt bei »The winner takes it all«, bekanntlich der Song, der die einstige Trennung der Bandmitglieder Björn und Agnetha charakterisierte. Einziges Defizit waren die Zwischenmoderationen der Künstler, die zwar in gut verständlichem Englisch erfolgten, aber eine Spur zu anbiedernd ausfielen (»It's great to be here in Delbrück! You are so wonderful«): Das wirkte doch stellenweise gar zu aufgesetzt.
Dafür war der Rest optimal abgestimmt. Das Verhältnis zwischen Musik und Gesang war adäquat ausgesteuert, und die Lightshow wurde nur so sparsam eingesetzt, dass sie unterstützte und nicht dominierte. Die Präsentation der Titel erwies sich als schwungvoll, temporeich und eine Spur rockiger als das Original...
Was dieses angeht, so gilt: »They'll never come back«. Aber der Mythos »Abba« lebt, und dieser Abend in Delbrück dürfte den Schmerz über die Trennung des legendären Quartetts für die anwesenden Fans ein wenig gelindert haben.

Artikel vom 23.01.2007