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Von Ulrich Schlottmann

Warburger
Aspekte

Dörfer sollen lebendig bleiben


Wer in Warburg seinen Traum vom eigenen Haus verwirklichen möchte, der hat derzeit gute Chance dazu - vorausgesetzt er verfügt über das nötige Kapital: In der Kernstadt und in fast allen Ortsteilen können Bauwillige Grundstücke aus städtischer Hand erwerben, und zwar zu moderaten Preisen. Diese Baulandpolitik, die den Bürgern sehr entgegenkommt, hat in Warburg Tradition. Mehr und mehr ist aber festzustellen, dass diese großzügige Verfahrensweise an ihre Grenzen stößt.
So sind im Stadtgebiet Warburg in den vergangenen Jahrzehnten zwar viele schöne Neubaugebiete entstanden, es ist aber auch viel freie Landschaft verbraucht worden. Das ist gerechtfertigt, wenn die Bevölkerungszahl steigt, wie dies insbesondere durch den Zuzug von Aussiedlern geschehen ist.
Angesicht des demographischen Wandels, sprich des Bevölkerungsschwundes, stellt sich die Situation nun allerdings anders dar. Zwar wird es weiterhin den Wunsch nach Neubaugrundstücken geben, die Stadt wird allerdings neue Wohnbaugebiete nicht mehr in dem Maße ausweisen können wie in der Vergangenheit.
Drei Faktoren sind es vor allem, die zu einem Umdenkungsprozess führen müssen: Zum einen ist es die bereits unumkehrbar eingeleitete Bevölkerungsentwicklung, die dazu führen wird, dass die Personenzahl im baurelevanten Alter (30 bis 45 Jahre) im Jahr 2020 um rund 26 Prozent niedriger liegen wird als 2004. Die Prognosen gehen davon aus, dass der Neubau im Jahr 2020 auf etwa 40 Prozent der Zahlen von 2004 zurückgeht.
Wenn weniger gebaut wird, muss logischerweise auch weniger Bauland vorgehalten werden, zumal - das ist der zweite entscheidende Faktor - die Stadt aus Haushaltsgründen nicht in der Lage sein wird, Grundstücks- und Erschließungskosten über einen langen Zeitraum vorzuhalten. Die bisherige städtische Politik, Flächen zu erwerben, einen Bebauungsplan aufzustellen und die Baugebiete nach der Erschließung parzellenweise wieder zu verkaufen, konnte nur so gut funktionieren, weil der Umsatz schnell passierte. Das ist in den nächsten Jahren nicht mehr gewährleistet.
Der dritte Faktor: Angesichts des Bevölkerungsschwundes ist bereits jetzt abzusehen, dass es zu Leerständen in den Ortsteilen, aber durchaus auch in den Wohngebieten der Kernstadt kommen wird. Wenn weiter großzügig neues Wohnbauland ausgewiesen wird, dürfte sich dieser Trend noch verstärken.
Die Stadt Warburg will dieser absehbaren Entwicklung mit einem zukunftsorientierten Flächenmanagement begegnen, dem die Erfassung von innerörtlichen Baulücken und Leerständen zugrunde liegen soll. Von den Bauwilligen wird in der Zukunft mehr Flexibilität verlangt werden. Letztlich ist es der einzige Weg, die Dörfer im Kern lebendig zu erhalten.

Artikel vom 20.01.2007