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Martin Hornberger, Vize-Präsident des SC Paderborn, wirbt für die DKMS und fordert zur Typisierung in Steinhausen auf. Er selbst konnte bereits mit seinen Stammzellen einem Leukämie-Kranken helfen.

Ein gutes Gefühl, helfen zu können

SCP-Vize Martin Hornberger spendete 38-jährigem Krebspatienten seine Stammzellen

Von Marion Neesen (Text und Foto)
Paderborn/Steinhausen (WV). Die Nachricht erschütterte Anfang vergangener Woche nicht nur all diejenigen, die Mathias Siedhoff gekannt haben. Dass der an Leukämie erkrankte Steinhäuser so kurz vor der großen Typisierungsaktion in seinem Heimatort starb, löste auch bei allen Helfern und Unterstützern große Betroffenheit aus. Dennoch soll die Typisierung wie geplant am kommenden Samstag organisert werden. Und dass es sich lohnt, sich in die Datei der DKMS aufnehmen zu lassen, weiß Martin Hornberger, Vizepräsident des SC Paderborn und - Lebensretter.

»Ich habe mich 1992 bei der großen Aktion in der Maspernhalle typisieren lassen«, erzählt der 45-Jährige. Fast 14 Jahre ruhte sein genetischer Code in der Deutschen Knochenmarkspenderdatei. Bis zum Februar 2006. Dann bekam Martin Hornberger Post von der DKMS. Seine Stammzellen waren gefragt. Was der Vize vom SCP zunächst einmal recht gelassen aufnahm. »Wer sich typisieren lässt, sollte auch im Hinterkopf haben, dass er irgendwann einmal helfen muss«, so Hornberger.
Auch die folgende Bestätigungstypisierung passte. Ob und wann seine Stammzellen transplantiert werden sollten, blieb aber noch offen. Ende März erhielt er dann die Nachricht, der geeignete Spender zu sein. Ein mulmiges Gefühl beschlich Martin Hornberger erst, als es ernst wurde. Aber nicht etwa wegen der Transplantation. »Zuvor wird man völlig auf den Kopf gestellt und erhält einen kompletten Gesundheitscheck. Das ist schon komisch, schließlich weiß man ja nicht, ob man selbst irgendeine Krankheit hat. Umso schöner war es dann jedoch zu hören, dass ich völlig gesund bin«, erzählt der Paderborner.
Dann nahmen die Dinge ihren Lauf. Besonders lobt Hornberger die DKMS und alle mit der Transplantation Befassten: »Jede Frage wird beantwortet, man wird umfassend informiert und fühlt sich wirklich gut aufgehoben.«
Bis kurz vor der Transplantation könne man auch noch einen Rückzieher machen, was für ihn aber nicht in Frage kam. Erst wenn die Vorbereitungen für den Empfänger eingeleitet sind, könne nach Auskunft der DKMS der Patient ohne die neuen Stammzellen kaum überleben.
Für Martin Hornberger kam die so genannte Apherese in Betracht. Bei dieser Methode werden die Stammzellen über eine Zentrifuge aus dem Blut gewaschen. Anders als bei der Knochenmarkspende. »Aber auch diese wird, nicht wie allgemein geglaubt, aus dem Rückenmark, sondern aus dem Beckenkamm entnommen«, weiß der 45-Jährige.
Fünf Tage vor der eigentlichen Entnahme musste der SCP-Vize über ein Medikament die Stammzellenproduktion anregen. Dann trat er schließlich die Reise ins Klinikum Hameln an. »Wir waren dort zu zweit und man hatte uns vorher geraten, ein Video mitzubringen, weil die Blutentnahme bis zu vier Stunden dauern kann. Mein Bettnachbar und ich hatten beide das Wunder von Bern in der Tasche«, erinnert sich der Paderborner.
»Kurz bevor es los ging, informierte uns der Professor, für wen die Stammzellen sind. In meinem Fall war es ein 38-jähriger Deutscher«, so Martin Hornberger. Mehr erfuhr er aber nicht. Erst zwei Jahre nach der Spende besteht die Möglichkeit des Kennenlernens - wenn beide wollen.
»Ein richtig guter Moment war, als ich erfahren habe, dass es dem Patienten gut geht, sein Körper die Zellen angenommen hat und es keine Komplikationen gibt«, erzählt Hornberger. Ob der Paderborner, der jetzt nicht nur mit seinem Bruder Matthias einen »echten«, sondern auch einen genetischen Zwilling hat, seinen Empfänger einmal treffen möchte, weiß er jetzt noch nicht. »Ich werde nicht darauf drängen, aber demnächst schon nochmal nachfragen, wie es ihm geht.« Ein Dankeschön irgendeiner Art erwarte er nicht. »Für ein Dankeschön muss man sich nicht typisieren lassen«, so Hornberger, der heute gerne für die DKMS und die Aktion am Samstag (10 bis 16 Uhr Grundschule Steinhausen) wirbt. Denn auch wenn Mathias Siedhoff jetzt gestorben sei, könne doch vielleicht einem anderen Menschen auf der Welt geholfen werden. »Eine Typisierung tut nicht weh; und schon morgen kann man auch selbst betroffen sein.«

Artikel vom 22.01.2007