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Stürmischer »Kyrill« hält Helfer in Atem

Feuerwehrchef Torsten Sievering zieht Bilanz nach dem Orkan.

Der Tag danach: kippende Bäume gefährden Kindergarten - Aufräumen rund um die Uhr

Von Joachim Burek
Vlotho (VZ). Der Tag nach Orkan »Kyrill«: Feuerwehr und die Mitarbeiter des Bauhofes waren auch am Freitag im Dauereinsatz, um die Schäden des Orkantiefs, das am Donnerstag über Vlotho hinweggefegt war, zu beseitigen. »Wir sind seit 7 Uhr mit der kompletten Mannschaft im Einsatz, hier brennt der Baum«, kommentierte Bauhofleiter Kay Redecker die Lage in der Weserstadt.

Unzählige umgestürzte Bäume, Astwerk oder Bäume, die nicht mehr standfest waren und die Allgemeinheit gefährdeten, galt es zu beseitigen. So rückten Bauhofmitarbeiter mit schwerem Gerät unter anderem einer Reihe umgewehter Fichten zu Leibe, die den Klusweg am Bonneberg blockierten. Auch für die Feuerwehr ging es nach einer ereignisreichen Nacht gleich von 8 Uhr morgens an mit den Aufräumeinsätzen weiter. Wie Feuerwehrchef Thorsten Sievering mitteilte, mussten auf dem Grundstück des Kindergartens »Vlohzirkus« am Galgenkamp mehrere umgestürzte Tannen geborgen werden und eine weitere entfernt werden, die nur noch von einem anderen Baum gehalten wurde und auf das Dach des Kindergartens zu kippen drohte.
Die Kindergartenleitung hatte schnell reagiert und die Einrichtung geräumt. »Alle Kinder, die um 9 Uhr kamen, haben wir gleich nach Hause geschickt und bei den übrigen die Eltern angerufen, damit sie ihre Kinder abholten«, so Kindergartenleiterin Melanie Zacharias im Gespräch mit der VLOTHOER ZEITUNG.
»Es war der heftigtste Sturm, den ich seit langem mitgemacht habe«, zog Vlothos Feuerwehrchef Torsten Sievering am Freitag Bilanz. »Kyrill« habe am Donnerstag im gesamten Kreis Herford 1050 Feuerwehreinsätze notwendig gemacht. »Allein in Vlotho sind wir von 17 Uhr bis 2 Uhr am Freitagmorgen 70 Mal alarmiert worden. Damit sind wir im Kreisvergleich noch glimpflich davon gekommen«, sagte Sievering auch im Hinblick darauf, dass der Sturm in der Weserstadt keine Verletzten gefordert hatte.
Die spektakulärsten Alarmierungen seien dabei sicherlich der Sturz einer Eiche auf einen Reiterhof in der Dornberger Heide sowie der Riss eines Überlandkabels in Uffeln Höhe Deesberg/Höferweg gewesen.
Die Vlothoer Wehr war während des Orkans mit 78 Feuerwehrleuten im Einsatz. Sievering: »Ein Glück für uns war auch, dass die Alarmierungen, die bis in die frühen Morgenstunden kamen, so aufliefen, dass wir sie in Ruhe abarbeiten konnten. Das Gröbste hatten wir um Mitternacht überstanden.«
Doch noch nach einer kurzen Ruhepause ging es am Morgen für die Blauröcke gleich weiter. Denn nun meldeten sich viele Bürger und Firmenbesitzer, die ihre Gebäude und Grundstücke nach Abflauen des Orkans in Augenschein nehmen konnten. Unter anderem waren die Dächer der Firmen Kordes auf dem Buhn und Pronorm schwer beschädigt worden.
Schwer erwischt hatte es auch das kleine Fichtenwäldchen auf dem Grundstück von Erwin Kiehne an der Salzufler Straße. Nachdem dort der Sturm am 2. Advent schon gewütet hatte, knickte »Kyrill« nun 15 weitere Bäume um. »Es war schaurig, wir haben am Fenster gesessen und mussten mit ansehen wie ein Baum nach dem anderen umfiel«, war Kiehne noch am Vormittag fassungslos. Genauso übel hatte der Starkregen der Linnenbeeke mitgespielt, die in einem neu angelegten Bett durchs Kiehnes Grundstück läuft. Dort hatten die heftigen Regenfälle die neue Uferböschung unterspült und teilweise weggeschwemmt.
Glück hatte Rentnerin Ilse Klarnert und ihre Familie an der Rottstraße. Eine stürzende Blautanne verfehlte ihr selbstgebautes und liebevoll eingerichtetes Gartenhäuschen nur knapp. »Dieses Glück, das hat der liebe Gott gemacht«, war die Seniorin am Morgen dankbar.

Artikel vom 20.01.2007