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Chaotische Zustände
in der Sturmnacht

Feuerwehren und THW fahren fast 500 Einsätze

Von Rainer Grotjohann (Text)
und Moritz Winde (Foto)
Bünde/Rödinghausen/Kirchlengern (BZ). Das große Aufräumen hat am Freitag nach der Orkannacht begonnen. Die Schäden sind noch immer nicht absehbar, bewegen sich aber mit Sicherheit im Millionen-Euro-Bereich. Bünde ist von allen Kommunen im Kreisgebiet von »Kyrill« am heftigsten gebeutelt worden.

Bündes Wehrchef Rüdiger Meier sprach von der schlimmsten Nacht, die er in seiner langen Laufbahn erlebt habe. Die Kombination von Sturm- und Wasserschäden sei in der jüngeren Geschichte ohne Beispiel. Und belegt das mit Daten. Die Zahl der Einsatzkräfte wurde in der Nacht zu Freitag auf nahezu 270 aufgestockt. 180 Feuerwehrmänner und -frauen, 39 Helfer des Technischen Hilfswerks und 34 Kräfte des Roten Kreuz taten das Menschen mögliche. Zwei Feuerwehrmänner wurden leicht verletzt, sie konnten nach ambulanter Behandlung das Krankenhaus wieder verlassen.
Bis zum gestrigen Nachmittag wurden im Stadtgebiet 238 Einsätze gefahren. 27 Bäume krachten auf Gebäude, sieben Personenwagen wurden unter umgestürzten Bäumen begraben. 109-mal rückten die Helfer aus, um blockierte Straßen wieder für den Verkehr frei zu machen. Am Freitag wurden Privatunternehmen eingesetzt, die noch immer nicht befahrbare Straßen mit schwerem Gerät räumten, das wird an einigen Straßenzügen noch bis zum Samstag dauern. Der städtische Bauhof war pausenlos im Einsatz, deren Mitarbeiter gingen die Absperrbaken aus, mit Flaterband mussten Gefahrenstellen provisorisch gesichert werden.
72 Keller pumpten Feuerwehr und THW aus. Am Nienburger Weg musste ein Gebäude mit Sandsäcken vor Hochwasser geschützt werde. Die Gaststätte »Zum Bahnhof« in Ahle wurde mit knapper Not vor größeren Schäden bewahrt. »Wir sehen nur die Spitze des Eisbergs, die nicht gemeldeten Schäden auf Privatgrundstücken ist kaum abzuschätzen«, zieht Meier ein vorläufiges Fazit.
Und ist sich da mit den Wehrführern von Kirchlengern, Frank Rieke, und Rödinghausen, Rudi Altehoff, einig. In Kirchlengern arbeiteten 71 Feuerwehrleute und zehn Mitarbeiter des Bauhofs, um der Lage Herr zu werden. 111 Einsätze meldete Rieke, 80 Bäume mussten auf Verkehrswegen entfernt werden, sechs Straßen wurden in der Nacht zu Freitag komplett gesperrt. Zwei Personenwagen wurden unter Bäumen begraben. Gasalarm gab es am Lienertsweg. Hier war ein Baum auf einen Gastank gestürzt. An der Wilhelmstraße musste ein Baum gefällt werden, der auf ein Wohnhaus zu stürzen drohte. 21 überflutete Keller pumpten Riekes Leute leer.
Eine Spur der Verwüstung haben der Orkan und die sintflutartigen Regenfälle auch in Rödinghausen hinterlassen. Umgestürzte Bäume legten den Verkehr am Freitagabend weitgehend lahm, Haus- und Garagendächer wurden abgedeckt. Besonders schlimm wütete der Sturm im Waldstück südlich des Freibades. »Das sieht aus wie nach einem Bombenangriff«, sagte Bürgermeister Ernst-Wilhelm Vortmeyer.
Im Süden der Gemeinde sorgte der Starkregen für zeitweise chaotische Zustände. Im Klärwerk wurden die Pumpen mit Volllast gefahren, um die gewaltigen Wassermengen in die Else abzuleiten. Gegen 1.30 Uhr kam das Technische Hilfswerk hinzu und pumpte mit schwerem Gerät das Wasser ab, das den »Schwarzen Weg« in eine Flusslandschaft verwandelt hatte.
Bei ihren 117 Einsätzen bekam die Feuerwehr nicht nur vom THW Unterstützung, auch die Mitarbeiter des Bauhofs taten, was sie nur konnten. Verpflegt wurden die 79 Männer und Frauen der Freiwlligen Feuerwehr vom Deutschen Roten Kreuz. Auch hier konnten die Aufräumarbeiten gestern noch nicht abgeschlossen werden. Mit der Beseitigung umgestürzter Bäume haben mehrere Privatunternehmen und der Gemeinde-Bauhof noch am Wochenende alle Hände voll zu tun.

Artikel vom 20.01.2007