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Möhle-Team gewinnt bei Kampf und Krampf

Bezirksliga-Lokalderby: Sebastian Ruhe und Andre Böke vom Sieger sehen jeweils rote Karte

Von Wolfgang Sprentzel
Nettelstedt-Gehlenbeck (WB). Dieses Kreis- und Stadt-Derby in der Handball-Bezirksliga der Männer hatte es in sich. Hielt jede Menge Spannung parat, war vom Kampf beherrscht, sah einige hässliche Szenen und letztlich einen ein wenig überraschenden 18:17-Erfolg der Gastgeber.

Was diese Begegnung nicht hatte, war Klasse. Beide Seiten spielten, nicht zuletzt weil auch stark ersatzgeschwächt, äußerst verkrampft, konnten während der gesamten 60 Minuten diesen Krampf nicht ablegen.
Dabei schien es so, als könnten die Gäste zu Beginn des zweiten Spielabschnitts - nach den ersten 30 Minuten ging man mit einem 10:9 für Gehlenbeck in die Kabine - den Grundstock zum Sieg legen. Sie erwischten den besseren Start und zogen innerhalb von nur fünf Minuten auf 9:13 davon. Doch plötzlich kam Sand ins Getriebe des Gehlenbecker Angrifs. Es lief fast gar nichts mehr zusammen und nur Keeper Jens Möhlmann hatten es die Gäste zu verdanken (er hielt zweimal frei durch), dass bis zum 12:14 (45.) immer noch alles auf einen Sieg hindeutete. Doch der Sand knirschte weiter, nahmen sich die Gäste noch einmal eine spielerische Auszeit.
Trainer Matze Möller musste von Außen ohnmächtig mit ansehen, wie seine Schützlinge einen Ball nach dem anderen leichtfertig vertändelten oder am sich immer mehr steigernden Marko Kostka im TuS-Tor scheiterten.
Da half es auch nichts, dass die Gastgeber dreimal bei Strafwürfen ebenfalls scheiterten. Einmal hielt Möhlmann gegen Ruhe, das zweite Mal zielte Ruhe daneben, das dritte Mal fand Klostermeier in Möhlmann seinen Meister.
Doch die eigene Fehlerqoute war bei den Gästen einfach zu hoch. Beim 16:16 konnte die Bundesliga-Reserve erstmals wieder ausgleichen, beim 17:16 erstmals wieder eine Führung auf die Anzeigetafel stellen.
Hektisch dann die Schlussphase, die beim Stande von 17:17 in der 54. Minute eingeleitet wurde. Mit einem Paukenschlag. Denn da sah Sebastian Ruhe (Nettelstedt) nach einem bösen Foul an Wulff (Faust stehengelassen) die rote Karte. Und manch unparteiischer Zuschauer stellte fest: »Da hätte man auch gekreuzte Arme zeigen können«. Doch Gehlenbeck konnte daraus kein Kapital ziehen. Im Gegenteil war es zweieinhalb Minuten vor Schluss Andre Böke, der Carsten Klostermeier am Kreis mustergültig bediente, so dass dieser frei zum 18:17 einwerfen konnte.
Erneut konnte Möller sich nur schaudernd abwenden, als seine Schützlinge wieder im Angriff den Ball verdamelten. Noch ärgerlicher, dass beim nächsten Ballbesitz durch ein klassisches Stürmerfoul wieder nichts aus der Wurfchance wurde. Und es half dem Gast überhaupt nichts, dass auch noch Nettelstedts Andre Böke aus dieser Situation heraus den roten Karton unter die Nase gehalten bekam. Die Partie war verloren - und die Hausherren jubelten überschwänglich, tanzten auf der Fläche einen Ringelreihen und skandierten immer wieder: »Derby-Sieg! Derby-Sieg!«.
A propos Möller: Der war ganz schön sauer auf den Stadtrivalen: »Wir haben damals in der Hinserie auf Bitten des TuS Nettelstedt die Partie verlegt. Diesmal haben wir um Verlegung gebeten. Sechsmal habe ich bei meinem Trainerkollegen Willi Möhle deswegen angerufen. Doch der wollte einfach nicht. Schöne Nachbarschaft!«
TuS Nettelstedt: Kostka, Niemeyer; Thorsten Kahmeier (1/1), Volker Kahmeier (1), Theobald (3), Aspelmeier, Ruhe (4/1), Waldmann (1), Böke (2), Torben Gerling, Klostermeier (6), Steffen Gerling
TuS Gehlenbeck: Nietfeld, Möhlmann; von der Ahe (3), Voss 82/1), Nowak (1), Bredenkamp (3), Blöbaum (1), Hartmann, Kühn (3), Wölm (2), Wulff (2)
Torfolge: 1:0, 1:1, 3:1, 3:4, 4:4, 4:6, 6:6, 6:8, 7:8, 7:9, 8:9, 8:10, 9:10 - Halbzeit - 9:13, 12:13, 12:14, 13:14, 13:15, 14:15, 14:16, 17:16, 17:17, 18:17

Artikel vom 22.01.2007