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Warten auf Russland-Stahl

Bis zu 50 Jobs geplant - Entlassener Mitarbeiter klagt an

Von Judith Frerick
Marienfeld (WB). Die Hallen sind komplett leer geräumt, in manchen Bereichen erinnern nur noch einige Überreste an die Firma WMU. Bestimmte Bereiche des Bodens sind markiert. »Hier soll ab Februar Stahl gelagert werden«, erklärt SSB Segmar GmbH-Geschäftsführer Leonid Panasenko (45), während er gemeinsam mit dem WESTFALEN-BLATT durch die dunklen Hallen schlendert und von einem möglichst zügig anlaufenden Stahlhandel träumt.

Panasenko gibt ehrlich zu: »In den vergangenen Monaten sind uns nur Kosten entstanden, sonst nichts. Durch die Probleme bei der Registrierung haben wir mindestens ein halbes Jahr verloren. Das ist keine Katastrophe für uns, es ist aber ärgerlich«.
Denn eigentlich wollte das Unternehmen, so waren die ursprünglichen Pläne, nach dem Erwerb der ehemaligen WMU-Hallen im Juli 2006 bereits im September 2006 mit dem Stahlhandel beginnen. »Uns wurden aber einige bürokratische Steine in den Weg gelegt. Der Weg bis zur GmbH, die wir seit dem 20. Dezember sind, war lang. Jetzt haben wir es endlich geschafft, und jetzt kann es auch losgehen. Ende Februar rechnen wir mit den ersten 1000 Tonnen Stahl aus Russland - wir sind bereit«, so Panasenko. Allerdings, so räumt der Geschäftsführer ein, könne man in der ersten Phase, sprich ab Februar 2007, nur mit dem Stahlhandel beginnen. Die zweite Phase, der Stahlzuschnitt, könne erst im kommenden Jahr realisiert werden. Seine Begründung: »Die Zuschnittsmaschinen können frühestens im nächsten Jahr geliefert werden«.
Was Panasenko, der erst seit dem 20. Dezember Geschäftsführer der SSB Segmar GmbH und damit nach Vladislav Krishtaponis bereits der zweite Geschäftsführer seit der Firmengründung im Juli 2006 ist, nicht verstehen kann, ist die bisher fehlende Unterstützung der Behörden. »Wir wollen die Einfahrt vergrößern, damit die Lkw ab Februar problemlos den Stahl anliefern können. Von der Stadt gab es aber diesbezüglich ein klares Nein. Auch der von uns geplante Bauernmarkt mit Produkten hiesiger Landwirte auf der jetzigen Parkfläche fand keine Zustimmung bei den Behörden. Da würde ich mir doch schon etwas mehr Kooperation wünschen, zumal wir hier am Ort ja auch Arbeitsplätze schaffen«, macht der 45-Jährige deutlich.
Bis zu 50 Arbeitsplätze sind an der Oester 18 geplant. »Derzeit haben wir acht Beschäftigte«, weiß Leonid Panasenko zu berichten. Auf Nachfrage des WESTFALEN-BLATTes bestätigt der Geschäftsführer, dass es bereits Entlassungen gegeben habe. Der Geschäftsführer bezeichnet das aber als normalen Prozess: »Wer fleißig ist und ordentlich arbeitet, bleibt. Wir brauchen fähige Leute«, so Panasenko, der derzeit über das Arbeitsamt Gütersloh noch Verkäufer und einen Staplerfahrer sucht.
Etwas anders sieht das einer der Betroffenen, der nicht namentlich genannt werden möchte. Die Enttäuschung steht dem ehemaligen Mitarbeiter der Firma SSB Segmar ins Gesicht geschrieben. Ihm wurde nach seinen Angaben ebenso wie drei weiteren Mitarbeitern (insgesamt zwei technische Angestellte, eine Sekretärin und eine Putzfrau) zum 31. Januar 2007 gekündigt. »Wir wurden alle unter falschen Voraussetzungen eingestellt. Schließlich sollte die Produktion ursprünglich bis Ende 2006 laufen. Und bisher sind weder Material noch Maschinen da«, klagt der ehemalige Mitarbeiter, der wie die drei anderen Mitarbeiter derzeit krank geschrieben ist. »Es läuft nichts, wir mussten Angebote heranholen und trotzdem ist nichts passiert«, so der Ex-SSB Segmar-Mitarbeiter, nach dessen Angaben vom Aufbau keine Spur sei.
Leonid Panasenko hingegen ist frohen Mutes, dass mit dem Stahlhandel in Kürze begonnen werden kann. Auch an der Außendarstellung werde man arbeiten. »Der Internet-Auftritt ist in Arbeit, die Beschilderung des Firmengebäudes folgt in Kürze. Die Büros für den Verkauf werden derzeit hergerichtet«, möchte der neue Geschäftsführer den Aufbau des Marienfelder Stahlcenters jetzt schnell vorantreiben. Auch der Wirtschaftsförderer der Stadt, Markus Wiegert, sieht das Ganze positiv: »In diesem Jahr wird sich dort etwas tun. Ich habe mir selbst vor Ort ein Bild gemacht«.

Artikel vom 20.01.2007