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Von Stephan Rechlin

Gütersloher
Wochenschauer

Misswirtschaft in Weberei


Seit der Insolvenz setzt ein Sturm der Rettungs- und Hilfsappelle zu Gunsten der Weberei ein. Nun soll auch noch ein neuer Verein das alte Konzept fortführen. Hoffentlich kommen Stadt und Rat den Appellen nicht ohne eine gründliche Prüfung nach.
Der Insolvenz ist eine über Jahre dauernde Misswirtschaft vorausgegangen, über die eigentümlicherweise niemand spricht. Äußerliches Zeichen dafür sind die Schmierereien an der ehemaligen Fabrik von »Greve & Güth«, für deren Erhalt einst ein Verein jahrelang gekämpft hatte. Der äußeren Verwahrlosung entspricht eine innere, die durch über die Jahre schrumpfende, aber stets regelmäßige Zuschüsse aus dem städtischen Haushalt stark gefördert worden sein dürfte. Nicht mal die erste Zahlungsunfähigkeit 1995/96 war der Stadt Warnung genug, die Verwendung ihrer Subventionen strenger als bisher zu überwachen. Ein Kulturmanager stellte ein neues Konzept und einen neuen Geschäftsführer vor, die Stadtspitze feierte die Rettung als »Erfolg«, die Gäste ließen ihre Bestellungen nur wenig später wieder munter anschreiben. Das tatsächliche Geschäftsgebaren verschwand wieder hinter einem Nebel namens »Soziokultur«. Solch einen Erfolg brauchen wir nicht noch einmal.
Bevor wieder Zuschüsse fließen sollten, ist dringend zu prüfen, welche Teile dieser »Soziokultur« eigentlich noch benötigt werden. Kompetente Ansprechpartner wird man dazu im Weberei-Verein nicht mehr viele finden - die meisten engagierten Gründungsväter und -mütter sind längst ausgetreten, unter anderem aus Frust über die Entwicklung »ihrer« Weberei. Ob Kindergärten, Krabbelgruppen, Kunst- und Musik-Workshops - die alternativen Ansätze der Weberei von 1984 sind heute andernorts längst gängige Praxis. Und als reiner Treffpunkt von Gruppen und Initiativen ist die Weberei zu teuer.

Artikel vom 20.01.2007