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Notwendigkeit und Wunder

Gedenkstunde: 25 Jahre Arbeitslosenzentrum Herford

Herford (pjs). Massenarbeitslosigkeit ist kein Grund zum Feiern: »Sie ist ein Skandal - wie auch schon vor 25 Jahren«, betonte Pastor Eduard Wörmann gestern in der Stadtbibliothek. Anlass der Gedenkstunde, zu der sich Mitglieder, Förderer und Gäste versammelt hatten, war das 25-jährige Bestehen des Vereins Arbeitslosenzentrum im Kreis Herford (ALZ).

Angesichts des Skandals sei es eine Notwendigkeit, zugleich aber auch ein Wunder, dass es das Arbeitslosenzentrum seit 25 Jahren und immer noch gebe, sagte der Beauftragte der Evangelischen Kirche für Langzeitarbeitslosigkeit. Wirkungsvolle Koordination und Kooperation vor Ort seien Voraussetzung für neue Initiativen und Wege aus der Arbeitslosigkeit. Als unverständlich bezeichnete Wörmann in diesem Zusammenhang, dass die Bundesagentur für Arbeit Überschüsse in Milliardenhöhe eingespart habe und zurückgeben solle: »Das ist für mich Folge von Fantasielosigkeit und Mangel an Ideen und Initiativen in der Arbeitsverwaltung und den zuständigen Institutionen.« Neu sei heute gegenüber der Zeit vor 25 Jahren, dass eine zunehmende Gruppe von Menschen als Unterschicht, ohne Hoffnung und in dem Gefühl, abgehängt zu sein, ausgegrenzt werde und sich die Spaltung der Gesellschaft verfestige. »Neue große Nöte bedürfen neuer mutiger Gedanken«, verknüpfte Wörmann ein Zitat Friedrich von Bodelschwinghs mit einem entsprechenden Appell an die Verantwortlichen der Arbeitsmarktpolitik.
Der Vorsitzende des Vereins »Maßarbeit«, Holger Kasfeld, hatte die Gäste in der Stadtbibliothek begrüßt und auf die Ausstellung »ÜberLeben - Gesichter hinter dem Problem der Arbeitslosigkeit« aufmerksam gemacht. »Rat- und Hilfesuchende waren hier immer gut aufgehoben«, würdigte Kreissozialdezernent Wilfried Bockhorst das Engagement der ALZ-Mitarbeiter. Und Bürgermeister Bruno Wollbrink gab zu bedenken: »Wie stünde es um die Arbeitslosigkeit, wenn es Einrichtungen wie diese nicht gäbe?« Das ALZ trage dazu bei, das soziale Gesicht der Stadt zu wahren und zu stärken.

Artikel vom 20.01.2007