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Nordkreis leidet unter »Kyrill«

Giebel eingestürzt - Altenheim ohne Strom - Brand in Haldem - Straßen gesperrt

Stemwede/Rahden/Espelkamp (weh/ni/fq). Organtief »Kyrill« hat in Stemwede, Rahden und Espelkamp die Feuerwehren in Atem gehalten. Menschen wurden nicht verletzt. Hoch sind allerdings die Sachschäden.

Unzählige Bäume fielen dem Orkan zum Opfer. Hochbetrieb hatten gestern die Dachdeckerbetriebe, die heruntergewehte Pfannen ersetzten mussten.
In Oppenwehe drückte eine Windböe direkt an der vielbefahrenen Hauptstraße einen Giebel ein. »Gegen 17.30 Uhr gab es einen lauten Knall, und die Trümmer lagen unten«, erzählt Landwirt Wilhelm Vegeler. »Zum Glück stand niemand unter dem Giebel. Stroh und Heu auf dem Boden haben zudem dafür gesorgt, dass die umstürzende Wand die Betondecke nicht beschädigen konnte.«
Schwer getroffen hat das Unwetter auch den Tierpark in Hann. Ströhen. Ein Affe wurde in einem Gehege von einem Baum erschlagen. »Kyrill« riss auch das Dach der nahegelegenen Meldestelle des Reit- und Fahrvereins Hann. Ströhen wurde weg. Auf dem gesamten Tierparkgelände stürzten mindestens zehn Bäume um. Trotz der Aufräumarbeiten soll der Weihnachtszirkus aber wie geplant bis Ende März weitergehen.
In Stemwede hatte Gemeindebrandmeister Joachim Lübke am Donnerstag bereits um 14 Uhr im Feuerwehrgerätehaus Haldem eine Einsatzleitung aufgestellt. Aufgrund des enormen Einsatzaufkommens aller Feuerwehren war der Funkverkehr später völlig überlastet. Die Einsatzleitung der Stemweder Feuerwehr, die auch Besuch von Bürgermeister Ekkehardt Stauss erhielt, informierte die Kameraden per Handy. Insgesamt 24 Einsätze hatten die Stemweder Löschgruppen bis 22 Uhr zu bewältigen. Darunter waren 22 Alarmierungen, bei denen überwiegend Bäume von den Straßen entfernt werden mussten. Zudem wurde ein Verkehrsunfall in Oppenwehe gemeldet und in Haldem rückte der gesamte 1. Zug zu einem Holzschuppenbrand an der Haldemer Straße aus.
51 Einsätze zählte die Feuerwehr in Rahden. Zunächst sperrten die Wehrleute auf Bitte des Pfarrers den Kirchplatz ab. Dort bedrohten herabstürzende Dachziegel vom Kirchenschiff die Sicherheit der Fußgänger. Ab 14.30 war die örtliche Einsatzleitung im Gerätehaus besetzt. Sie hatte die Wehrleute mit den bereits am Vormittag gewarteten Motorsägen zu den einzelnen Schadensfällen zu entsenden. Hauptsächlich umstürzende Bäume und herabfallende Äste hielten die Helfer in Atem.
Ein Schwerpunkt sei die Bundesstraße 239 am »Kleinendorfer Kreuz« gewesen, erklärte Feuerwehr-Sprecher Marcus Pansing. Dort wurden Bäume entwurzelt und drohten auf die Straße zu stürzen. Eine Vollsperrung war zeitweise nötig. In Varl (Galgenkamp, Waldweg und Mühlensteg) hatten sich Äste in einer Stromleitung verfangen. Das RWE wurde verständigt.
In Tonnenheide im Bereich Kleiriehe und Mindener Postweg hatten umgestürzte Bäume die Stromleitung unterbrochen. Dadurch kam es zu Stromausfällen. Ohne Strom war auch zeitweilig das Altenheim Gärtner in Pr. Ströhen. Dort sorgten die freiwilligen Helfer mit Notstromaggregaten für die Sicherheit, bis das RWE den Schaden behoben hatte.
Umstürzende Bäume sorgten dafür, dass ein Teilstück der Weher Straße in der Nacht komplett für den Verkehr gesperrt wurde. »Die Sicherheit der Menschen geht hier vor«, hieß es von der Feuerwehr. Die Zusammenarbeit der Löschgruppen unter der örtlichen Einsatzleitung habe gut geklappt. Davon überzeugte sich am Abend auch Ordnungsamts-Leiter Uwe Trentelmann bei der Rahdener Feuerwehr. Auch gestern waren die »Blauröcke« in den Morgenstunden noch mit Aufräumarbeiten beschäftigt.
Auch in Espelkamp waren die Kräfte von Polizei und Feuerwehr in der Nacht von Donnerstag auf Freitag im Dauereinsatz. Es entstand ein Sachschaden von mehr als 80 000 Euro. »Kyrill« sorgte zudem für einen teilweisen Stromausfall von etwa zwei Stunden, erklärte Klaus Hagemeier von den Stadtwerken AöR.
Über den gesamten Freitag waren die »Blauröcke« mit etwa 90 Personen im Einsatz, um die Spuren von »Kyrill« in der Stadt und den Ortschaften zu beseitigen.
So wurde unter anderem das Flachdach eines Hochhauses im Tilsiter Weg komplett abgedeckt. Des Weiteren konnte eine 15 Meter hohe Tanne den Windgeschwindigkeiten nicht mehr trotzen und wurde abgeknickt. Sie fiel auf das Dach eines Einfamilienhauses. Am Waldfreibad musste eine zehn Meter hohe Akazie von der Feuerwehr mit dem Seilzug umgerissen werden. Die Wurzeln hatten sich so sehr aus dem Erdreich gelöst, dass der Baum umzukippen drohte.
Auch eine Trafostation der RWE an der Marienburger Straße wurde durch einen umgekippten Baum schwer beschädigt. Mehr als 60 Einsätze hatten die Feuerwehrmänner in Espelkamp zu absolvieren. Doch glücklicherweise sei niemand verletzt worden, erklärte die Feuerwehr.
Klaus Hagemeier, Vorstand der Stadtwerke AöR, sagte, dass natürlich auch der Bauhof mit etwa 20 Mann am Freitag im Einsatz war, um die Spuren des Orkans zu beseitigen. »Auf dem Friedhof sind zahlreiche Bäume umgeknickt und haben Grabstätten in Mitleidenschaft gezogen.« In Einheiten zu fünf Mann sei der Bauhof an den verschiedenen Stellen im Stadtgebiet unterwegs, so Hagemeier.

Artikel vom 20.01.2007