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Jubel um »Mühli-Popstars«

Mühlenkreisauswahl begeistert beim Abschied von Trainer Zapatka

Von Ingo Notz
Lübbecke (WB). Deutschland sucht den Superstar abseits des Tokio Hotels: Ähnliche Kreischanfälle und Jubelstürme wie bei den Musiksternchen dieser Zeit gab es am Wochenende rund um die Mühlenkreisauswahl. Gespielt, gefeiert, gewonnen - Herzen zumindest: Im Turnier reichte es für die Kreisauswahl zur Achtelfinalteilnahme.

»Das Ziel ist ganz klar, mal wieder ins Viertelfinale zu kommen«, meinte Frank Zapatka am Sonntag Vormittag. »Einige aus den anderen Gruppen sind schon machbar«, hatte Zapatka die hohe Qualität der eigenen Vorrundegruppe erkannt - und Hoffnung.
Es sprach für die Qualität der Mühlis, dass sie die Vorrunde als Gruppenzweiter abschlossen. Im letzten Vorrundenspiel zauberten die Lokalmatadoren noch einen Zuckerauftritt auf das Parkett. Vorjahressieger Hertha BSC Berlin musste sich den wie entfesselt kämpfenden Gelbhemden mit 2:4 geschlagen geben. Dabei zeigten die Mühlis auch hier wieder Schwächen nach den eigenen Toren. Nach dem 1:0 und dem 2:1 dauerte es jeweils nur Sekunden, bis die Herthaner ausgleichen konnten. Dann aber durchbrachen die Schützlinge von Frank Zapatka und Heinz Zwingmann die unfreiwillige Serie: 80 Sekunden vor dem Ende erzielte Magnus Giersdorff das umjubelte 3:2, als er sich einfach ein Herz nah, draufhielt und der Ball einschlug. Im Netz. Und in den Herzen der Fans. Die übertrafen sich mal wieder und schrieen ihre Lieblinge nach vorne. Einige zittrige Augenblicke später bekam Linus Brüggemann auf Linksaußen die Kugel auf den starken linken Fuß. Ein Mann, ein Fuß, ein Schuss, ein Tor - 4:2! Und das Beste: Drei Sekunden vor dem Ende - das reichte natürlich. . .
Damit trafen die Mühlis nach einem 2:4 gegen Köln und einem 2:2 gegen Dortmund als Gruppenzweiter im Achtelfinale auf Eintracht Frankfurt, die in den Spielen vorher einen starken Eindruck hinterlassen hatte. Ganze 65 Sekunden dauerte der Traum, den nächsten Favoriten zu ärgern - nach 3:07 Minuten war es eigentlich schon aus. Die Frankfurter schossen gleich drei Tore und zeigten dabei auch die individuell stärkere Klasse. Dabei profitierten sie auch von Fehlern in der Mühlis-Hintermannschaft, die mal eine Überzahlsituation ins Gegenteil verkehrte, dann der Eintracht den Ball unglücklich selbst auflegte. 0:4 (7.), 0:5 (8.), 0:6 (9.) - es roch nach einer richtigen Packung. Aber die Mühlis zeigten auch im Moment des sicheren K.o.s Qualitäten und verabschiedeten sich mit dem Ehrentreffer. Leo Kabashi blieb cool, tanzte die Eintracht-Abwehr schwindelig und ließ dem Keeper keine Chance. Ein Ehrentreffer als Schlusspunkt auf einen Gesamtauftritt der Mühlis, der aller Ehren wert war und im furiosen Spektakel gegen Hertha Berlin seinen Höhepunkt hatte. Trainer Frank Zapatka war dann ach sehr zufrieden, obwohl es mit dem Viertelfinale mal wieder nicht geklappt hatte: »Das war mit Abstand das Beste, was wir in den letzten drei, vier, fünf Jahren abgeliefert haben. Letztes Jahr war die Mannschaft schon richtig gut, diese aber hat uns eines Besseren belehrt. Die Mannschaft hat super funktioniert!«
Dabei wäre noch mehr drin gewesen: »Gegen Dortmund hätten wir den Sieg verdient gehabt, gegen Köln auch ein Unentschieden. Im ersten Spiel waren die Jungs schon nervös wegen der Halle, das war letztes Jahr nicht so der Fall«, meinte Frank Zapatka, der die grundlegenden Unterschiede nicht in der Offensive sah: »Im Eins gegen Eins, in der Defensive und nach hinten haben wir sicher Defizite im Vergleich zu den anderen. Aber der Frankfurter Trainer meinte auch, dass sie gegen uns das beste Spiel im Turnier gemacht haben und dass das auch nötig gewesen sei.« Frankfurt war nicht gerade das Wunschlos von Zapatka: »Ich hab das Unheil kommen sehen beim Frankfurter Spiel gegen Bielefeld. Man kann der Truppe aber überhaupt keinen Vorwurf machen! Im Gegenteil! Unsere drei Gruppengegner sind schließlich alle im Halbfinale gewesen! Das ordne dann mal ein. . .«
Espelkamps Torwart Till Wriedt konnte schon bald wieder lachen: »Frankfurt war eben technisch besser. Als es dann so schnell 0:2 stand, war die Luft raus. Die Fans machen hier aber super mit - das ist einfach ein Gänsehautgefühl. Die Vorfreude war schon groß und wir waren alle richtig heiß. Es ist schon traurig, wir hätten schon ein wenig mehr reißen können, auch wenn für uns das Dabeisein eigentlich auch immer alles ist.«
Anil Zu fand es »schön, sich mit den Spielern der großen Vereine vergleichen zu können. Das wäre schon ein Traum, mal in einer solchen Mannschaft spielen zu können!« Watschi Arutunjan war am Samstag noch vom Nürnberger Trainer als bester Hallenspieler gelobt worden, hat sich aber nicht in die Torschützenliste eintragen können: »Die mache ich dafür lieber bei uns in der Landesliga, das ist wichtiger, da wollen wir unbedingt den Klassenerhalt schaffen!« Aber so lieferte Watschi die Vorlage für Vitali Loginov:»Ich habe wenigstens ein Tor gemacht«, grinste der, »wir hatten uns viel vorgenommen - schon schade, dass wir dann wieder im Achtelfinale ausgeschieden sind. . .«

Artikel vom 22.01.2007