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Entschlossen in die Marktlücke

Bielefelder Existenzgründer setzen mit »Card-it« alles auf die kleine Plastik-Karte

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). Sie sind 86 mal 54 Millimeter groß, hauchdünn und farbig, stecken dutzendfach in Brieftaschen und regeln Mitgliedschaft, Rabatt oder Garantie. Bei Jens Klöpping und Elmar Nolte gibt es Plastikkartenvielfalt aus einer Hand. Das Zauberwort der Existenzgründer heißt »Card-it«.

»Unsere Entscheidung war genau richtig. Wir haben sie noch nicht einen Tag bereut«, bilanziert der Bielefelder Jens Klöpping (39). Am Computer erledigt er gerade die komplette Druckvorstufe für einen eiligen Auftrag. Sein Blick fällt durch eine große Glaswand direkt in die Produktionshalle. Kollege und Partner Elmar Nolte (43) steuert hier digital die imposante Maschine, die nur diagonal in die Halle passte und gewissermaßen das Herzstück des Unternehmens bildet. Beim Betreten der Druckerei beeindruckt die Geräuschkulisse. Es rauscht, zischt und rattert und am Ende rauschen in Sekundenbruchteilen fertige Karten in den Auffangkarton.
»Heute Abend kann der Kunde seine Karten bereits abholen«, betont Klöpping. Geschwindigkeit ist für die beiden Existenzgründer keine Hexerei, sondern Maxime auf dem Weg zum Erfolg. Im Mai 2006 gingen sie mit der »Card-it GmbH & Co. KG« den Schritt in die Selbstständigkeit. Mit »Mut zur Lücke« entdeckten sie eben genau jene Marktlücke kleiner Auflagen und individueller Serien für sich und füllen sie längst kompetent aus.
Großer Vorteil des kreativen Duos, das sich bereits vor 16 Jahren am Arbeitsplatz kennengelernt hatte: »Card-it« bedruckt keine PVC-Bögen, aus denen erst anschließend 96 Karten gestanzt werden, sondern jede Karte einzeln. Die entsprechenden Rohlinge werden geliefert. Zentrale Lage nahe der Mercedes-Benz-Niederlassung am Stadtholz, modernste Technik und kurze Wege ohne Bürokratie runden das Bild der Fachdruckerei ab, die dem Apotheker von nebenan genau jene benötigten 74 Kundenkarten liefert wie die größere Serie für den Literarischen Sommer des Kulturamtes. Karten sind ein schnelles Medium, so schnell muss auch die Fertigung sein, weiß Nolte. Der fühlt sich ebenso wie sein Partner Klöpping bestätigt, dass die Existenzgründung der richtige Schritt war.
Noch zu Beginn des vergangenen Jahres hatte den beiden Bielefeldern der Verlust des Arbeitsplatzes gedroht. Ihr Arbeitgeber, ein großes Unternehmen der Kartenbranche, hatte den Standort Bielefeld aufgegeben und sich ins Rheinland zurückgezogen. Jens Klöpping und Elmar Nolte reagierten aber nicht mit Resignation: »Den Kopf in den Sand zu stecken, kam für uns nicht in Frage.«
Sich im sozialen Netz auffangen lassen mochten die beiden Männer auch nicht. Und wenn es eben keine anderen Unternehmen der Branche am Ort gibt und Alternativen fehlen, muss man eben selbst eine schaffen. Bei ihren Familien fanden sie volle Unterstützung. Dem »Abenteuer Existenzgründung« stand nichts mehr im Wege.
Geeignete Räume, nicht zu teuer und zentral gelegen, fanden die Existenzgründer an der Leibnizstraße 7. Etwas komplizierter gestalteten sich schon die Finanzierungsfragen. Die Möglichkeit, genau die richtige benötigte Druckmaschine in ausgezeichnetem Zustand gebraucht erwerben zu können, bedurfte viel finanzieller Flexibilität und Schnelligkeit von den Sachbearbeitern der Banken.
Das Konzept der Existenzgründer allerdings überzeugte auf ganzer Linie. Die Maschine konnte gekauft werden. Seit neun Monaten läuft sie auf Hochtouren. Der Markt für exklusive Visitenkarte, Brillenpässe und Sportausweise wächst stetig. Expansive, nach oben aus dem Markt wachsende Großfirmen machen Platz an der Basis. Genau dort, bekräftigt Klöpping, sieht man seine Zielgruppe: den innovativen, engagierten Mittelstand vor Ort. Und nach neun Monaten im täglichen Geschäft, wissen die beiden Existenzgründer, ist aus begründeter ganz natürlicher Unsicherheit die nötige Sicherheit geworden, mit der man sich leichter den täglichen Herausforderungen stellt.

Artikel vom 27.01.2007