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Nach Jubeljahr
weiter Mozart

NWD mit Witz und Ausgelassenheit

Von Wolfgang Günther
Paderborn (WV). Das Mozart-Jahr ist gerade zu Ende gegangen - die Freude an seiner Musik bleibt ungebrochen. So konnte das reine Mozart-Programm des vierten Sinfoniekonzertes in der Paderhalle verstanden werden als willkommene Weiterführung des Jubiläumsjahres.

Die Nordwestdeutsche Philharmonie spielte dieses Mal in der Wiener Aufstellung unter dem Gastdirigenten Joseph Wolfe. Mit der Ouvertüre zu »Cosi fan tutte« wurde der Mozartabend eröffnet. Diese von einem übermütigen Lustspielgeist erfüllte Musik fand in der Wiedergabe ihren entsprechenden Ausdruck. Nicht nur in den perfekt und sicher gespielten Passagen brachten die Bläser Witz und ausgelassene Laune in den Ablauf. Wolfe gab auch durch markant gegenübergestellte unterschiedliche dynamische Passagen dem Ganzen fein abgestimmte Überraschungsmomente. Die Bläser zeigten in ihren schnell abrollenden Themen beste Musizierqualitäten.
Diese heitere Stimmung setzte sich auch in dem nachfolgenden Klavierkonzert C-Dur KV 503 mit dem bulgarischen Pianisten Evgeni Bozhanov nahtlos fort. Dieser energiegeladene Solist - bestens ausgestattet mit einer leichtgängigen und perlenden Technik - konnte seinem Spiel Temperament und Virtuosität verleihen. Dieser Gesamteindruck wurde auch nicht durch kleine Unsicherheiten gestört, die seiner übersprudelnden Leidenschaft entsprangen.
In seinem Spiel schätzte Bozhanov die kammermusikalischen Teile des Konzerts besonders; so gelang es ihm, mit den Solisten des Orchesters in perfekter Homogenität zu musizieren. Im gesangvoll vorgetragenen zweiten Satz boten ihm die Streicher nur einen geringfügig tragenden Klanggrund. Im Finale mit dem einzigartigen gesanglichen Bläserteil in der Mitte gab Mozart dem Pianisten viele Gelegenheiten, virtuosen Glanz zu zeigen.
Eine Reflexion über Mozart stellten die »Drei Sätze für Orchester« von Tommy Ballestrem dar, eine Auftragskomposition der Dortmunder Mozart-Gesellschaft. Als zeitgenössischer Komponist (geboren 1972) setzte er die üblichen Kompositionstechniken wie »Dekomposition« und »Rekomposition« ein. Das musikalische Material entnahm er verschiedener Werke Mozarts; es wird zunächst angedeutet, verändert oder zerlegt - so entsteht aus den kleinen Elementen neue klangliche Gefüge.
Nach dem Motto »Im Anfang war der Rhythmus« gab Ballestrem diesem Grundelement den gewichtigsten Anteil; so gab er im zweiten Satz über einer eigenartig atmosphärisch schwebenden Stimmung dem Schlagzeugpart interessante Aufgaben, die von der jungen Künstlerin hervorragend mit viel Umsicht und klanglicher Sensibilität angegangen wurden. Indes war die Gesamtwirkung dieser drei Sätze gering, trotz interessanter kompositorischer Ansätze.
In der Wiedergabe der Sinfonie Nr. 38 D-Dur KV 504 (»Prager Sinfonie«) konnte sich Wolfe auf die gut disponierten Bläsersolisten verlassen; die Streicher fanden durchweg nicht ihr ansonsten überzeugendes Klangvolumen. So blieb der Gesamteindruck stellenweise etwas grell.

Artikel vom 19.01.2007