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Aus Briefen an die Redaktion


Stadt soll Preise nicht hochtreiben
Zu den Höxteraner Aspekten »Armut ist Alltag« vom 13. Januar und zu den Steuererhöhungen in Beverungen diese Zuschrift:
 Armut und Reichtum sind äußerst relative Begriffe. Das heißt, sie sind schwer in Zahlen zu fassen, da das subjektive Erleben von Armut und Reichtum eine zentrale Rolle spielt. Es sei etwa an die Angst vor Verarmung bei durchaus passabel gestellten Menschen erinnert. Zwar ist nach Ansicht der Bundesregierung nicht »arm«, wer im Rentenalter Grundsicherung bezieht, aber erheblich nach der Decke strecken muss er sich schon, und krank werden sollte besser auch nicht, wer mit 345,00 Euro für Lebensunterhalt über die Runden kommen muss.
54 Prozent der 630 000 Menschen, die am Ende 2005 »Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung« bezogen, sind über 65 Jahre alt. Die Zahlen werden zunehmen. Bei Beibehaltung der Steuer- und Gebührenpolitik des Staates und unserer örtlichen Kommunen könnte dieses auch bald auf den »Ottonormalverbraucher« zutreffen. Denn ein durchschnittlicher Rentner mit etwa 1 000 Euro monatliche Rente muss schon heute fast die Hälfte seines Einkommens für die Unterhaltung und Bewirtschaftung eines Hauses oder Eigentums aufwenden. Und was ist, wenn dieses aus der Hinterbliebenenversorgung (60 %) oder Witwen/Witwerrente aufgebracht werden muss?
Ich bin der Meinung, dass der Staat bzw. die Kommune nicht weiter als wesentlicher Preistreiber bei Strom, Wasser, Abwasser und Grundsteuer und sonstige Gebühren auftreten darf. Dabei wende ich mich auch an die Stadtwerke Beverungen, die Ende 2006 die Gebühren für Wasser und Abwasser auf einen Schlag um ca. 20 % erhöht haben. Ich kann vieles nachvollziehen, aber eine solche drastische Erhöhung nicht.
Diese Anhebung kann durchaus erklärt werden. Aber ist eine sechsprozentige Eigenkapitalverzinsung notwendig? Und letzthin muss ich mich als ein Teil der Verbraucher und Solidargemeinschaft auch fragen, wer dieses Kapital mit geschaffen hat und zudem im Rahmen der Gebühren auch die Abschreibung mit finanzieren muss. Dass unser Staat oder unsere Stadt vernünftig finanziell ausgestattet werden muss, das sehe ich ein. Aber eine stetige Verteuerung des Gesamtverwaltungsapparates sollte nicht vorrangig durch laufende Erhöhungen von Gebühren und Steuern erfolgen. Ferner heißt das auch für mich, dass die vielen Investitionen in die EDV-Bereiche der Verwaltungen keine Kostenentlastungen für die Bürger erbracht haben. Ein Appell an die Entscheidungsträger: Geht sorgsam mit Gebühren- und Steuererhebungen um, damit nicht die »Lebenswerke« von vielen Menschen vernichtet werden und macht den Verwaltungsapparat schlank und finanzierbar. Spart an den richtigen Stellen und nicht bei Kindern und Ehrenamtlichen.
DIETER SONST
Stettiner Straße
37688 Beverungen

Leserbriefe stellen keine redaktionellen Meinungsäußerungen dar; sie werden aus Zuschriften, die an das WESTFALEN-BLATT gerichtet sind, ausgewählt und geben die persönlichen Ansichten ihres Verfassers wieder. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.

Artikel vom 19.01.2007