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»Das ist absolutes Neuland«

Integrativer Karneval: In Harsewinkel wird gemeinsam gefeiert

Harsewinkel (jaf). In der Region ist das einmalig. »Und auch in der Karnevalshochburg Köln gibt es so etwas noch nicht«, freut sich die Vorsitzende der Lebenshilfe, die gebürtige Kölnerin Mechtild Gräfin von Kerssenbrock, dass in Harsewinkel am 16. Februar im Festzelt auf dem Rathausplatz erstmals eine integrative Karnevalsparty für Menschen mit und ohne Behinderungen stattfindet.

»Das ist absolutes Neuland, da müssen wir uns herantasten«, ist sich Reinhold Everding (»Rote Funken«) sicher, der zusammen mit der Harsewinkeler Veranstaltungsgemeinschaft »events & more«, sprich Dominik Klima und Frank Brune, mit dieser Idee auf die Wohnstätte »Tiemanns Hof« zugegangen ist. »Wir waren gleich begeistert, zumal bei uns in Sachen Karneval in den vergangenen Jahren akuter Platzmangel herrschte«, macht der Wohnbereichsleiter von »Tiemanns Hof«, Andreas Wedeking, deutlich.
60 geistig behinderte Menschen werden in Harsewinkeler Wohnstätten der Lebenshilfe betreut. Sie feiern schon seit Jahren Karneval - mit Prinz und allem Pipapo. Gräfin von Kerssenbrock: »Die Geräuschkulisse ist dann immer hoch. Wenn's nicht laut wäre, wäre es kein Karneval. Aber einige Bewohner wollen sich lieber zurückziehen. Daher ist die Auslagerungs-Idee großartig. Und dass sie von außen an uns herangetragen wurde, ist wunderbar«.
Der »Tiemanns Hof« feiert traditionell am Karnevalsfreitag. Und dieser Termin bleibt. »Zumal normalerweise zwischen den "Feiertagen" Weiberfastnacht und Rosensonntag in der Karnevalshochburg Harsewinkel immer Ruhe einkehrt«, erklärt Dominik Klima. Bisher war das Zelt nur nachmittags für den Kinderkarneval der »Roten Funken« reserviert. In diesem Jahr schließt sich von 19 bis 22 Uhr die integrative Karnevalsparty an, zu der Narren aus der ganzen Region erwartet werden.
Bei diesem Programm ist Stimmung garantiert: Neben den »Landeiern« und den »Roten Funken« tritt auch das KVSL-Männerballett auf. Außerdem gibt es eine Kostümprämierung. Und für 3 Euro ist man dabei. »Die kompletten Eintrittsgelder kommen der Lebenshilfe Gütersloh zu Gute«, betont Frank Brune, der davon überzeugt ist, dass dieses Konzept aufgehen und viele Menschen weit über die Kreisgrenzen hinaus ansprechen wird.
Der »Tiemanns Hof« freut sich auf jeden Fall schon jetzt riesig auf seinen Benefiz-Prinzenball. »Das ist ein besonderer Tag, zumal unser Prinzenpaar erstmals professionell in Köln eingekleidet wurde. In den Vorjahren war der Prinz schon mal ein Gorilla und die Prinzessin ein Engelchen«, schmunzelt Andreas Wedeking.

Artikel vom 18.01.2007