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»Ich muss mich
ans Chefsein gewöhnen«

Lutz Paulmann führt Sielhof weiter

Von Malte Samtenschnieder
(Text und Fotos)
Bad Oeynhausen (WB). Lutz Paulmann steckt voller Tatendrang. Der 33-Jährige ist neuer Pächter im Landhaus Sielhof. Damit wagt der Koch den Schritt in die Selbstständigkeit. Das Überarbeiten der Speisekarte stellt der Küchenchef zurück. »Ich muss mich erstmal an meine Rolle als Chef von zehn Mitarbeitern gewöhnen.«

Menüabsprachen, Buchhaltung, Vermietung von Gästezimmern - »Mit Verwaltungsaufgaben hatte ich in meinem bisherigen Job nichts zu tun«, sagt Lutz Paulmann. Dennoch sei er zuversichtlich, sich schnell einzuarbeiten. Alle Mitarbeiter seien hilfsbereit und beantworteten geduldig seine Fragen, so der Koch. Verantwortung für Lehrlinge ist Lutz Paulmann nicht neu. An mehreren Stationen seiner Berufskarriere hatte der Küchenchef bereits Gelegenheit, sein Fachwissen an den Nachwuchs weiterzugeben.
Als schönstes Kompliment für einen Koch bezeichnet Lutz Paulmann eine gefüllte Gaststube. Deshalb setzt der 33-Jährige bei der Neuausrichtung des Sielhofs auf preisgünstige Speisen, die möglichst viele verschiedene Geschmäcker ansprechen. Neben typisch deutschen Gerichten will der Koch etwa mit italienischen Speisen mediterrane Akzente setzen.
Eine Sterne-Küche strebt Lutz Paulmann für seinen Betrieb aus wirtschaftlichen Überlegungen nicht an, obwohl er während seiner Zeit im Ristorante Da Bruno in Köln bereits am Erkochen eines Sterns beteiligt war. »Viele Menschen haben nämlich Schwellenangst. Bei Sterne-Küche denken sie automatisch, dass sie für viel Geld wenig auf den Teller bekommen«, so Lutz Paulmann. Für den Sielhof sei ein solcher Ansatz seiner Meinung nach ein zu großes unternehmerisches Risiko.
Den Beschluss, das bekannte Ausfluglokal zu übernehmen, fasste Lutz Paulmann nach eigenen Angaben relativ spontan. Nach dem unerwarteten Tod seines Vorgängers Dirk Brendes im Dezember sei schnelles Handeln gefragt gewesen. Innerhalb von drei Tagen habe er sich entscheiden müssen, ober er das Lebenswerk seines ehemaligen Ausbilders und Freundes weiterführen sollte.
»Eigentlich wollte ich für zwei Jahre in Australien arbeiten«, sagt Lutz Paulmann. Die Idee sei nun vom Tisch. Das für die Zeit im Outback gesparte Geld habe er einer anderen Verwendung zugeführt. »Damit konnte ich dem Pächter die Ablöse bezahlen«, so der Koch.
Unterstützung in seiner neuen Lebenssituation erhält Lutz Paulmann von seiner Familie. »Meine Mutter ist Steuerfachgehilfin und wird mir die Buchhaltung machen«, sagt der 33-Jährige. Bei baulichen Fragen könne er zudem auf die Hilfe seines Bruders, eines gelernten Elektrikers, vertrauen.
Seine nach eigener Einschätzung zunächst gering bemessene Freizeit will der gebürtige Hannoveraner nutzen, um Bad Oeynhausen besser kennenzulernen. Vor wenigen Tagen hat er dafür die Voraussetzungen geschaffen. »Nachdem mich mein bisheriger Arbeitgeber in Köln vorzeitig aus meinem Vertrag entlassen hat, wohne ich seit Montag im Sielhof.«

Artikel vom 18.01.2007