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Mit »Jimmy« bis zum Amazonas und zurück

27-jähriger Paderborner möchte die Welt umradeln

Von Sabrina Beck (Text und Foto)
Paderborn (WV). Im Sattel von »Jimmy« fühlt Hermann Hein sich am wohlsten: Der 27-jährige Paderborner ist nicht etwa ein passionierter Reiter, sondern Radfahrer und Weltenbummler aus Leidenschaft. Und er möchte die Welt »umradeln«.

»Jimmy« Ñ das ist Hermann Heins Fahrrad und verlässlicher Gefährte in jeder Lebenslage. Der junge Mann und sein Drahtesel waren bereits 2003 neun Monate lang in Nordamerika und Australien unterwegs. Am 30. Januar steigt der Paderborner wieder auf's Rad. Er möchte »ein Mal den Amazonas sehen...« »Als ich vor drei Jahren von meiner Tour nach Deutschland zurück kam und in Frankfurt landete, wollte ich unbedingt noch mit dem Rad von dort nach Paderborn fahren«, erinnert sich Hein. Es sei ihm schon schwer gefallen, sich wieder an den Alltag zu gewöhnen. Früher hatte er als Kraftfahrer gearbeitet, bei der Bundeswehr das Geld für seinen Trip verdient, nun wollte der ehrgeizige Sportler noch einmal die Schulbank drücken, sein Abitur nachholen. »Das war eine ganz schöne Umstellung Ñ nach neun Monaten Freiheit.«
Wenn man sich die Fotos seiner Reise ansieht, denkt man: »Genau so stelle ich mir Freiheit vor!« Die Bilder zeigen endlose weiße Strände und türkises Meer, schneebedeckte Berge und tiefe Schluchten, einsame Straßen mitten in der Steppe und undurchdringlichen Dschungel.
Und: immer ein Fahrrad. »Damit ich auch beweisen kann, dass ich wirklich da war«, lacht Hermann Hein. Am Tag legte er durchschnittlich 100 Kilometer zurück, suchte sich am Abend einen Schlafplatz unter freiem Himmel. »Ich bin ein Mensch, der nicht viel braucht«, sagt Hein, der im Kaukasus aufwuchs und 1995 mit seinen Eltern nach Paderborn kam, über sich selbst. Er reist stets mit leichtem Gepäck, hat nur das Nötigste dabei. Etwa 20 Kilogramm fassen seine Fahrradtaschen. Angst vor Diebstahl oder Überfällen in der Fremde hat er nicht: »Gefährliche Menschen trifft man nicht in der Natur.« In der Stadt sei ihm dafür schon eine Luftpumpe gestohlen worden.
Die Städte, die Touristenhochburgen meidet Hermann Hein. Nur selten übernachtet er in einem Hostel, gönnt sich eine Dusche. Ab und zu stellt er »Jimmy« unter einen Baum, packt seinen Rucksack und wandert ein paar Tage durch die Gegend, bevor er weiterfährt. »Ich kann gut allein sein«, antwortet er auf die Frage, ob er nicht manchmal einsam gewesen sei.
In diesem Jahr soll die Reise in den Süden gehen: Chile, Bolivien, Peru und von dort weiter nach Südafrika. Natürlich mit seinem treuen Gefährten »Jimmy«. Zwölf Monate in der Fremde können lang werden. »Aber ein Stück Heimat fährt immer mit.«

Artikel vom 23.01.2007