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Polizisten im Wald eingeschlossen

300 Notrufe in Orkannacht - 15 Straßen gesperrt - Bäume knicken ab wie Streichhölzer

Von Michael Robrecht
und Ingo Schmitz
Kreis Höxter (WB). Bei Polizei und Feuerwehr im Kreis Höxter sind in der Orkannacht mehr als 300 Notrufe eingegangen. 15 Straßen mussten wegen umgestürzter Bäume und viel Holzbruch gesperrt werden.

»Wir sind glimpflich davon gekommen«, zog Landrat Hubertus Backhaus gestern Bilanz. Hochwasser gab es nur an der Emmer und an der Nethe, Stromausfälle keine. Morgens fuhr auch die Bahn wieder. In eine gefährliche Lage war eine Funkstreife aus Höxter auf der K 62 während der Fahrt nach Bremerberg geraten. Direkt vor dem grün-weißen Pkw fiel eine Fichte auf die Fahrbahn. Die Beamten konnten rechtzeitig anhalten. Sekunden später stürzte hinter dem Streifenwagen eine weitere Tanne um; Bäume knickten durch den Sturm in unmittelbarer Umgebung des Pkw ab wie Streichhölzer. Polizeipressesprecher Peter Schneider berichtete, dass seine Kollegen von 18.10 bis 18.50 Uhr auf der Waldstrecke völlig eingeschlossen waren. »Wir atmeten auf, als uns die Feuerwehrkameraden im wahrsten Sinne des Wortes herausgeschnitten haben. Wir hatten wirklich Angst im Dunkeln, als vor und hinter uns die Bäume nur so niederkrachten«, gaben die beiden Polizisten zu.
Den beiden Feuerwehrmännern, auf deren Fahrzeug in Steinheim in der Hospitalstraße eine dicke Buche gefallen war und die am Donnerstagabend zur ambulanten Behandlung ins Krankenhaus Steinheim gebracht wurden, geht es besser. Durch Glassplitter waren sie leicht verletzt worden.
Bei der Polstermöbelmanufaktur Finkeldei in Nieheim hob eine Windböe das 300 Quadratmeter große Dach einer Lagerhalle ab. Es landete auf der Kreuzung Alersfelde im Gewerbegebiet. »Zum Glück befand sich kein Fußgänger oder Autofahrer zu dem Zeitpunkt in dem Bereich«, sagte Geschäftsführer Heinz Lange. Der Schaden geht in die Zehntausende.
»In der Kreisleitstelle in Brakel sind in fünf Stunden 200 Notrufe eingegangen. Bei der Polizei 115. Das hat es in 20 Jahren nicht gegeben«, sagte Kreisbrandmeister Johannes Kunstein. 750 Feuerwehrleute aus 64 Löschgruppen seien in der Sturmnacht im Einsatz gewesen. »Nach dieser Nacht kann man sagen, die Leute haben unter Einsatz ihres Lebens inmitten von umstürzenden Bäumen Hilfe geleistet«, lobte Kunstein. Das habe auch Landrat Backhaus unterstrichen. Leider hätten sich in Steinheim zwei Feuerwehrmänner verletzt und ein Fahrzeug sei schwer beschädigt worden.
»Das Zusammenwirken aller Kräfte im Kreis Höxter habe sich bewährt, auch die Aufstockung des Personals in der Kreisleitstelle war richtig«, erklärte der Feuerwehrmann. Positiv vermerkten er und der Landrat die Umsetzung des Gefahrenabwehrplanes. »So ein Sturm oder Hochwasser kann uns jeden Tag wieder ereilen«, meinte Kunstein. Ohne die vielen Ehrenamtlichen wären Rettungseinsätze in dieser Größe gar nicht möglich, so Landrat Backhaus.

Artikel vom 20.01.2007