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Maßarbeit für Erwerbslose

25 Jahre Arbeitslosenzentrum im Kreis Herford - Lehrstelle als Geschenk

Kreis Herford (bex). Vor 25 Jahren waren 1 Million Arbeitslose eine Skandal. Heute sind es mehr als 4 Millionen, und Deutschland freut sich, dass es nicht noch mehr sind. Das Arbeitslosenzentrum im Kreis (ALZ) hat sich in all den Jahren für die Erwerbslosen stark gemacht. Die OWL-weit erste Einrichtung dieser Art blickt auf ein Vierteljahrhundert bewegter Geschichte zurück.

Anfang 1982 waren im Arbeitsamtsbezirk Herford (Kreise Herford und Minden-Lübbecke) 16 500 Menschen arbeitslos. Heute sind es 23 000 - eine der günstigsten Winter-Bilanzen seit Jahren. Doch auch in Zeiten einer verfestigten Massenarbeitslosigkeit dürften die Einzelschicksale nicht vergessen werden. »Dieser erzwungene Ausschluss von der Arbeit ist ein Akt der Gewalt«, meint Frank Riedel, Leiter der Arbeitslosenberatungsstelle.
Damals, 1982, war das Arbeitslosenzentrum am Münsterkirchplatz 7 eine Anlaufstelle mit dem Flair einer alternativen Teestube. »Hier durfte sogar Alkohol getrunken werden.« Seit Anfang 2002 heißt die Einrichtung »Maßarbeit« und ist ein moderner Dienstleister. Die Beratungsstelle haben 2006 rund 2 000 Hilfesuchende in Anspruch genommen. »80 Prozent kommen wegen Hartz IV.« Am zweiten Standort Goebenstraße sind 150 sozialversicherungspflichtige Mitarbeiter beschäftigt (50 in Zeitarbeit, 50 in Beschäftigungsprojekten, 50 als Stamm-Mitarbeiter bei Beratung, Qualifizierung und Anleitung). »Wir unterhalten auch Büros in der Arbeitsagentur mit den Bereichen Personal-Leasing und Hauswirtschaftshilfen«, sagt Reiner Welz, der 1984 über eine AB-Maßnahme zum Arbeitslosenzentrum stieß und heute »Abteilungsleiter für Personal- und Unternehmenslösungen« ist. »Unsere Qualifikationen werden genau am Bedarf der Unternehmen ausgerichtet.«
Zum Jubiläum unter dem Motto »Die Arbeitserfinder« wünscht sich »Maßarbeit« keine Geschenke, sondern Ausbildungsplätze. Die zum Festakt am morgigen Freitag geladenen Gäste (16.30 Uhr, Stadtbibliothek) werden gebeten, für eine Verbundausbildung zu spenden: 6,80 für einen Tag, 60 Euro für eine Woche, 260 Euro für einen Monat. »Im Herbst schaffen wir so den ersten Verbund-Ausbildungsplatz mit der Wirtschaftsinitiative. Bei der Spenger Firma Rottmann wird ein Garten- und Landschaftsbauer ausgebildet«, kündigt Welz an. Die katastrophale Ausbildungsplatzsituation im Kreis sei die größte Herausforderung für die kommenden Jahre. »Denn niemand nimmt sich dieses Problems wirklich an«, sagt Holger Kasfeld, Vorstandsvorsitzender von »Maßarbeit e.V.« und Sozialpfarrer im Kirchenkreis.

Artikel vom 18.01.2007