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Damit ein Orkan ohne Chance ist

»Dächer regelmäßig prüfen lassen«

Von Matthias Band (Text und Foto)
Löhne (LZ). Der Deutsche Wetterdienst hat für heute eine Orkan-Warnung für Ostwestfalen ausgegeben. Ab 11 Uhr gilt für die Feuerwehren im Werretal Alarmstufe Rot. Dachdecker Ulrich Beckmann rechnet deshalb erneut mit Sturmschäden. Der LZ verrät er, wie man sein Dach schützen kann.

»Das Wichtigste ist die regelmäßige Kontrolle des Daches«, sagt der Fachmann von der Dachdeckerei Funk und Beckmann an der Schierholzstraße. Dabei gelte der Grundsatz: je älter, desto häufiger. In den vergangenen Wochen haben sich seine Einsätze gehäuft. Beim Sturm an Silvester hatte er sogar fünf Noteinsätze an einem Tag in Löhne und Umgebung.
»Auslöser der Dachschäden sind natürlich die Stürme, aber die Ursache liegt oft woanders«, sagt Ulrich Beckmann. Seiner Meinung nach lassen viele Hausbesitzer ihre Dächer nicht oft genug prüfen. »Ein Dach ist wie ein Auto. Das muss auch ab und zu zur Kontrolle in die Werkstatt«, sagt er. Beim Auto seien die Besitzer sensibilisiert, bei Hausdächern sehe die Sache hingegen anders aus: »Die meisten Kunden rufen erst an, wenn bereits etwas kaputt ist.«
Dabei warnen Versicherungen ausdrücklich vor stürmischen Zeiten, denn Hausbesitzer können im Einzelfall in Regress genommen werden, wenn sie nicht nachweisen können, dass ihr Dach einmal im Jahr kontrolliert worden ist (LÖHNER-ZEITUNG vom 10. Januar), und zum Beispiel Dachziegel auf geparkte Autos oder - schlimmstenfalls - auf Menschen stürzen.
Beckmann spricht sogar von einem Reparaturstau in Deutschland. Theoretisch könne viel passieren, wenn man durch die Innenstadt gehe, sagt er. Und viele Kunden wüssten gar nicht, dass sie unter Umständen regresspflichtig seien.
Ein Dachkontrolle kostet bei Funk und Beckmann zwischen 60 und 100 Euro. Ulrich Beckmann und seine drei Mitarbeiter erstellen dabei einen detaillierten Zustandsbericht des Daches und gegebenenfalls einen Kostenvoranschlag.
Ab Windstärke acht (etwa 80 Stundenkilometer) wird es kritisch. »Bei Orkanen stoßen selbst Dachziegel mit Verklammerungen oder Verschraubungen an ihre Grenzen. Wenn ein starker Sturm kommt, kann man eben nichts machen - außer vorher prüfen«, sagt der Experte. Die Versicherungen prüften jeden einzelnen Dachschaden. »Bei höheren Beträgen schicken sie einen Gutachter«, erklärt Ulrich Beckmann.
Es empfehle sich daher auf jeden Fall, Fotos von dem Schaden zu machen. Ausdrücklich warnt er vor Reparaturen in Eigenregie. »Auf dem Dach gibt es große Sicherheitsrisiken. Außerdem kann es versicherungstechnische Probleme geben.« Beckmann rät daher immer zum Anruf beim Fachmann.
Als extrem unseriös stuft er die so genannten fahrenden Dachdeckerkolonnen ein. »Die fahren rum und klingeln überall. Sie geben an, Sturmschäden reparieren zu wollen. Die wollen aber nur abkassieren«, sagt Beckmann. Dabei würden speziell ältere Leute häufig über den Tisch gezogen. »Irgendwo klingeln und Arbeiten anbieten, das sei im ordentlichen Handwerk nicht üblich.
Ob die Stürme stärker und die Abstände zwischen ihnen kürzer geworden seien, wie Meteorologen behaupten, könne er nicht sagen: »Ich erinnere mich aber, dass wir vor gut 20 Jahren mal einen Sturm hatten, der das ganze Wochenende getobt hatte. 600 Sturmschäden mussten wir damals reparieren. Dafür haben wir mit fünf Leuten fast zwei Jahre gebraucht, weil wir mit der Arbeit gar nicht nachgekommen sind«, sagt Ulrich Beckmann.

Artikel vom 18.01.2007