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Mit Nadel und Faden im Einsatz

»Tuckeltanten« aus Kirchborchen erstickten und erstrickten 50 000 Euro

Von Bernhard Liedmann
(Text und Fotos)
Kirchborchen (WV). Seit 20 Jahren stricken, sticken und häkeln sie, was der Faden hält. Die »Tuckeltanten« aus Kirchborchen lassen jeden Dienstag im Schatten der Kirchborchener Kirche St. Michael die Nadeln für einen guten Zweck fliegen. Jetzt konnte wieder eine Spende an die Knochenspenderdatei für eine Typisierungsaktion zur Verfügung gestellt werden. Im Laufe von 20 Jahren erstrickten und erstickten die 30 Damen so 50 000 Euro für jede Menge gute Zwecke.

Ein Handarbeitskursus im Nachbarort Nordborchen war vor 20 Jahren für »Gründungsmutter« des Handarbeitskreises Marianne Hübener der Anlass, in Kirchborchen diese Gruppe ins Leben zu rufen. Die Frauengemeinschaft stimmte dem Vorschlag zu, der Pfarrgemeinderat stellte das Startkapital von damals 200 Mark zur Verfügung. Acht Frauen legten bei Kaffee und Kuchen los. Bereits nach dem ersten Pfarrfest mit dem Handarbeitsbasar konnte das Geld nicht nur bar zurückgezahlt, sondern auch ein Grundsockel für weiteres Nähmaterial gebildet werden.
Im »Kollektiv« wird nicht nur bei den Finanzen gearbeitet. Alle Erlöse kommen in einen Topf, aus dem wiederum Spenden und Materialanschaffungen bezahlt werden. Gemeinsam wird auch über die Empfänger entschieden. »Jeder arbeitet nur an einem Teil, solange er auch dafür braucht«, so Marianne Hübener zum Gemeinschaftsgeist im Team.
Über Pfarrfeste und Basare spendete die Gruppe mit bis zu 30 Teilnehmerinnen inzwischen für verschiedenste Dinge. Ob für die Orgel, die Bildrestaurierung oder für das Pfarrheim - bei den unterschiedlichsten Anliegen halfen die Frauen. So natürlich auch bei der Linderung der Not nach der Elbeflut, bei der sich Marianne Hübener direkt bei einem Bürgermeister vor Ort nach zwei hilfsbedürftigen Familien erkundigte, denen dann direkt je 1000 Euro Starthilfe und ein entsprechendes Weihnachtspaket zur Verfügung gestellt wurde. Der Großteil der Verkaufserlöse blieb allerdings im Ort selbst.
Jetzt spendet die Gruppe bereits zum zweiten Mal für eine Typisierungsaktionen der DKMS. Die nächste findet Samstag, 27. Januar, von 10 bis 16 Uhr in der Grundschule Steinhausen statt. Hier sollen Stammzellspender gefunden werden.
Die Produktpalette der Kirchborchener Handarbeitsgruppe lässt dabei keine Wünsche offen: Vom Kinderpullover über Schals, Socken oder Handtücher wird alles im Pfarrheim gefertigt. Die Nähmaschine ist allerdings tabu. Immer mehr in den Vordergrund rücken dabei Arbeiten auf Bestellung: Handtücher mit Namen und Fischen oder Teddys sind für zehn Euro zu haben, entsprechende Saunatücher für 20 Euro.
Sorgen bereitet der Gruppe jedoch der Nachwuchs, die jüngste »Tuckeltante« ist bereits 65, als älteste Rentnerin ist Elfriede Bauer (89) immer noch eifrig im Einsatz für den guten Zweck. Wer will, kann einfach mal vorbeischauen beim Dienstags-Treff im Pfarrheim. Von 14 bis 17 Uhr werden spitze Nadeln angesetzt.

Artikel vom 18.01.2007